Was für eine fabelhafte Idee der Verantwortlichen in der Zeche Carl! Bei 30 Grad und blauem Himmel verlegten sie das Essener Sit-down-and-sing-Gastspiel kurzerhand vom Saal in den Hof, wo die drei Singer/Songwriter der alljährlich von Tapete Records kuratierten Tournee in einem stimmungsvoll beleuchteten, mit Sofa, Stehlampe, Zimmerpflanzen und natürlich Instrumenten ausstaffierten Open-Air-Wohnzimmer allein und zusammen begeisterten. Wahl-Schwede Johannes Mayer alias The Late Call brauchte dabei nicht mehr als eine Akustikgitarre, um als schüchtern-gelassener Folkie alter Schule mit eigenen Songs wie dem hinreißenden "Everything In Its Place" oder dem feinen Bob-Dylan-Cover "I´ll Keep It With Mine" dunkel funkelnde Gänsehautstimmung zu verbreiten. Der in Berlin heimische Tausendsassa Tim Neuhaus dagegen hatte einen alten Koffer mit allerhand abwegigen Utensilien zum tragbaren Schlagzeug umfunktioniert und zauberte sich überdies mittels kunstvoller Loops auch solo eine ganze Band auf die Bühne. Von Tour-MC Alaska Winter augenzwinkernd als "Dylan meets Düsentrieb" vorgestellt, fesselte er allerdings nicht nur als gewiefter Trickser, sondern auch mit emotional dichten Songs wie "Easy Or Not" oder dem rasanten "Troubled Minds". Da sangen die Zuschauer gerne mit! Der Amerikaner Ken Stringfellow hatte derweil seine Erfahrung mit The Posies, R.E.M. oder Big Star ebenso im Gepäck wie die ambitioniert-abwechslungsreichen Songs seiner neuen Solo-LP "Danzig In The Moonlight", wobei sich das tränenselige Country-Duett "Doesn´t It Remind You Of Something" als besonderes Highlight empfahl. Einmal mehr bestritt der geborene Entertainer den Großteil seines Programms mitten im Publikum, bevor er am Ende Tim und Johannes spontan zum Mitspielen einlud. So improvisierten die drei am Schluss eine urkomische Version von Neil Youngs "Cortez The Killer" – und hatten dabei mindestens genauso viel Spaß wie die verzückten Konzertgäste.
Weitere Infos: www.sitdownandsing.de