Gerade rechtzeitig riss an diesem Festivalsamstag die Wolkendecke auf, um die zunächst trüben Aussichten für den 28. Juli zu zerstreuen und um der Traditionsveranstaltung schließlich doch die ersehnten angenehmen Begleitumstände eines milden Sommertages zu bescheren. Ein Tag, der eigentlich zu kurz gewesen wäre, wenn man ihn an der schieren Fülle und Vielfalt des Line-Ups misst, das thematisch locker ein ganzes Festival-Wochenendende hätte füllen können. Dazu zählten die Sessions von Modeselektor, Casper, DJ Koze, Shantel und Get Well Soon, sowie hunderte weiterer Künstler an Instrumenten oder Konsolen. Mit seiner hohen Gig-Dichte auf den über 7 Bühnen und 20 weiteren Floors scheinen sich die Juicy Beats aber geradezu ideal in die Regenpause des meteorologischen Wechselspiels gequetscht zu haben.
Natürlich bedeutet die Dichte und Parallelität der Ereignisse, dass man seine persönliche Agenda planen sollte – die Erfahrung zeigt allerdings auch, dass dieses Unterfangen praktisch aussichtslos ist. Denn entweder versagt die eigens entwickelte Navigations-App kläglich und man selbst ist hoffnungslos auf sein mangelhaftes Orientierungsvermögen angewiesen; oder man bleibt sowieso ganz woanders hängen, weil man zum Beispiel am anderen Ende des Parks Dillon entdeckt. Die spielt einen melancholischen, aber erfreulich unprätentiösen Electro-Pop, eine Art gesungener Kräutergarten, der zwischen dem lauten und pulsierenden Treiben der musikalischen Früchtehändler zum entspannten und intensiven Verweilen einlädt.Die Stärke des Festivals, solche Kontrapunkte in Stimmung und Stil zu setzen und Neugierde auf Unbekanntes zu wecken, fängt die Orientierungslosen also zum Glück auf. Wie das Parkgelände bietet die Vielfalt dem Besucher die nötigen Auslaufflächen für Körper und Geist. Es verwundert daher nicht, dass die Stimmung unter den Besuchern wie gewohnt extrem freundlich und friedlich war.
Fraglos am richtigen Platz fühlten sich die Massen auf der großen Festwiese. Dort wurde in Sachen Rap und populärer elektronischer Tanzmusik eine intensive Dosis Spektakel auf Erstliga-Niveau geboten. Als einer der Topacts zog dort HipHop-Darling Casper seine Fans vor der Mainstage in den Bann, gefolgt von Modeselektor, die dem Affen mit ihrer Techno-Show samt Kissenschlacht und den Visuals der Pfadfinderei noch einmal ordentlich Zucker gaben, bevor die Nacht den Dancefloors überlassen wurde, auf denen bis in den Sonntagmorgen weiter gefeiert wurde.