Das klingt nicht gerade nach dem großen Kino-Wurf: Ein Spielfilm, der in epischer Breite ein paar TV-Interviewsendungen aus den Siebzigern und deren Zustandekommen nachstellt. Bei den Interview-Kontrahenten handelt es sich um Richard Nixon und David Frost (who the fuck is David Frost?), was ebenfalls nicht unbedingt nach unterhaltsamer Geschichtsstunde klingt. Selbst wenn man weiß, dass Richard Nixon als Initiator der Vorgänge in der Watergate-Affäre als einer der wenigen aus dem Amt geworfenen US-Präsidenten zu Ruhm (eher in Verruf) kam und auch wenn er dadurch zum geistigen Urvater aller “Whatever-gate“-Politskandale avancierte, scheint doch die Lektüre einer beliebigen 10 Tage alten Zeitung interessanter als ein Film über die Entwicklung einer Interviewserie. Aber die Inszenierung nach dem Drehbuch von Peter Morgan ist dann geheimnisvollerweise doch spannend. Morgan hatte aus dem Stoff ursprünglich ein gleichnamiges Theaterstück gemacht, dass sowohl in London als auch am Broadway sehr erfolgreich war. Nun reimportiert er die Bühnenfassung ins Medium der bewegten Bilder (übrigens mitsamt den Hauptdarstellern des Theaterstücks) und lässt von Regisseur Ron Howard das Ambiente der 70er so wirklichkeitsnah auferstehen, dass man das Filmmaterial für technisch etwas zu gut gemachte Dokumentaraufnahmen halten könnte. Die Vorbereitung des Interviews zwischen dem rückkehrwilligen Expräsidenten und dem ehrgeizigen JetSet-Moderator gestaltet sich als emotionaler Hürdenlauf und die Bemühungen des heimlich ermittelnden Reporter-Teams gipfeln in einem Interview, bei dem beide Seiten Federn lassen Richard Nixon aber letztlich als Verlierer dasteht. Hübscher Film.
USA 2008, Regie: Ron HowardDarsteller: Michael Sheen, Frank Langella, Rebecca Hall, u.a.
Kinostart: 05.02.2008
Weitere Infos: www.frostnixon.net