Mit fertigen Drehbüchern und Filmen, denen ein einfacher Plot genügt, hat Wim Wenders anscheinend seine Schwierigkeiten. In einem Bericht verrät er, er habe die Diktatur der Story satt und mache seine Filme lieber wie Rock'n'Roll: Gewagt, abenteuerlich und ohne Kalkül. Genau so muss man sich den nun fertiggestellten Film vorstellen: Gewagt schaukelt er von einem Klischee zum nächsten, vollführt dabei abenteuerlichste Handlungssalti und wenn man ein Kalkül unterstellen würde, wäre der Film abstrakte Kunst. Das ist schon mal das erste Problem. Das zweite Problem bekommen die Schauspieler zu spüren. An sich ist der Film mit Dennis Hopper, Lou Reed und Hauptdarsteller Campino hochkarätig besetzt. Da sie alle in diesem Film jedoch nur Hohlphrasen absondern dürfen, wirkt ihr Spiel steif und herunter geleiert wie bei der Kindergartenaufführung „Der lustige Hühnerhof“. Einzig der Italienerin Giovanna Mezzogiorno wird gestattet, halbwegs natürlich zu agieren. Sie muss als einzige Figur in diesem Film keine Kräutergartenweisheiten von sich geben (vielleicht weil Wenders einer jungen Frau eher zutraut, das Leben auch ohne McPhilosophie-Soße zu meistern?). Und das dritte Problem: Die schönen Bilder. Kameramann Franz Lustig findet in Düsseldorf wie in Palermo wunderbare Bilder für eine Geschichte, die verzweifelt nach ihrem Inhalt sucht. In einer Szene des Films wirft eine Kunststudentin dem Starphotographen Finn (Campino) vor, seine Bilder seien nur schöner Schein. Dieser wirkt etwas überrascht und bestätigt dann die Aussage, als sei das das Logischste auf der Welt. Im Film wirkt das problematisch. Für den Film scheint das programmatisch.
D 2008; Regie: Wim WendersDarsteller: Campino, Giovanna Mezzigiorno, Dennis Hopper, u.a.
Kinostart: 20.11.08