Des Kritikers liebste Beschäftigung ist es, bei Ratgeber- und Empfehlungsbüchern mit erigiertem Zeigefinger darauf hin zuweisen, dass Musiker X und besonders Y nicht erwähnt wurden. Das mag mit eigenen Vorlieben und Favoritentum zusammen hängen, entbehrt aber oft einer objektiven Grundhaltung. Natürlich würde sich auch bei Ralf Dombrowski etwas finden, was gar nicht vorgestellt wurde. Entscheidender ist jedoch, ob dessen Kriterien für die Auswahl der 120 Jazzalben nachvollziehbar sind. Das sind sie ohne Zweifel, denn Reduktion spielt bei der Entscheidung, wer kommt rein, eine sehr große Rolle. Dombrowski fand einen gangbaren Mittelweg, deren Randgebiete er nicht vernachlässigt hat. Manchem wird die Ehre zu Teil, zweimal genannte zu werden: Keith Jarrett, Chick Corea, John Coltrane. Da aber auch Kenny Burrell, Charlie Haden und John Zorn mit von der Partie sind, darf festhalten werden: das kleine gelbe Büchlein steckt voller Jazz, der mit Dombrowski Hilfe einen weiteren Schritt an unsichere und zweifelnde Musikliebhaber näher heran rückt.
Reclam Verlag, Ditzingen 2005, 232 Seiten, 5 Euro