(Voland & Quist, 125 S., 12,00 Euro)
V&Q hat unter dem Dach seines Velo-Imprints eine kleine Reihe namens "Ikonen" gestartet, in der Literaten Fußball-Stars porträtieren. Neben Maradona, Trautmann, Podolski, Lerby und Bauer Beck tritt nun die Jena-Legende Peter Ducke. Porträtist ist der ZEIT-Vorzeige-Ossi Dieckmann, dessen manchmal etwas zu larmoyante Hippie-Nostalgie seine Artikel, Reportagen und Essays bisweilen etwas schwer verdaulich werden lässt – hier aber verkneift er sich über weite Strecken das Weinerliche und schreibt sich seine Begeisterung über den dribbelstarken DDR-National-Stürmer Ducke von der Seele. Diese (Begeisterung) wurzelt schon in frühkindlichen RadioErfahrungen, bei denen Klein-Christoph Mitte der 60er begeistert verfolgt, wie im Jenaer Stadion (das in einem Stadtteil liegt, der tatsächlich "Paradies" heißt. Oder zumindest nah dran.) Peter Ducke für seinen FC Carl Zeiss den Ball in die Maschen knallt. Es folgen Fakten-satte und erstaunlich präzise memorierte TV- und Stadionerlebnisse ("...9.Mai...Lok Leipzig...56. Minute...Bogenlampenartig...ins linke obere Eck." - ich bewundere ja Menschen, die sich so genau an vor fast 60 Jahren geschehene Dinge erinnern können) und Reflexionen über das Dieckmannsche Wachsen an und mit dem Jenaer Fußball. Denn der Text will keine Biografie sein, sondern eher eine persönliche Annäherung und ZeitGeistSchilderung. Gegen Ende, wenn die FußballSenioren bei BenefizSpielen oder Geburtstagen (und immer öfter bei Beerdigungen) von alten Zeiten schwärmen, durchweht aber auch dieses Buch wieder kleingeistiger Missmut: "der Westen" hat alles kaputt gemacht, der doofe DFB zählt die DDR-Länderspiele nicht und wenn hier eine Hymne gesungen wird, dann ja wohl "Auferstanden aus Ruinen". Dennoch – eine schöne Erinnerung an Zeiten, in denen kein Spieler auf die Idee gekommen wäre, sich eine Torjubel-Choreografie auszudenken oder mit den Fingern ein Herzchen formend auf die TV-Kamera zuzulaufen (hoffentlich sitzt die Frisur?!). In solchen Momenten drehe ich den Kopf zur Liebsten (wir sehen wenig fern und dann selten Fußball, ganz entkommt man dem aber doch nicht) und denken (denn gesagt haben wir uns das schon oft genug): Das wäre Peter Ducke nicht passiert!Weitere Infos: www.voland-quist.de/werke/der-stern-von-jena-peter-ducke-und-ich