THOMAS LEER

(Hanser, 334 S., 26,00 Euro)

Ein grandioser erster Satz: "Wir haben den Manfred in einem fürchterlichen Zustand vorgefunden." Wir – das ist in diesem Fall eine außerirdische Intelligenz, ein Agent des "Äußeren Amtes", welche(r) dafür zuständig ist, ErdenMenschen, die Gefahr laufen, dem "Zutreffenden Gedanken" allzu nahe zu kommen, mehr oder minder sanft von selbigem abzubringen. Das war – so lernen wir in diesem Roman schnell – öfter notwendig, als man es glauben mag: u.a. Archimedes, (Hieronymus) Bosch, Descartes, Lady Lovelace und Einstein sind da nur diejenigen, die in den "Bekenntnissen eines Außerirdischen" ausführlicher erwähnt werden (gar keine Beachtung finden hingegen z.B. Stockhausen, Kafka oder da Vinci, die eine entsprechende Behandlung aber auch verdient bzw. bestimmt sogar erfahren haben). Jedenfalls sorgt eine Wesenheit mit dem schönen Namen Zorrgh dafür, dass "der Manfred" vom Looser zum Salonlöwen wird, kapriziöse Damen ihn umschwirren, er sämtlicher Geldsorgen enthoben wird und seine Gedanken neuerdings ganz ungewöhnlich brillant und kreativ geraten. So kann er sich auch "der Sabine", seinem bis dahin unerreichbaren Jugendschwarm, nähern – gesellschaftlich, geistig und (endlich!) auch körperlich. Ob das (durchaus überraschende) Ende des Romans ein glückliches ist, mag jeder selbst beurteilen (zumindest gelingt Thomas Leer das Kunststück, den UnfallSturz eines "Ferrucci"-Sportwagens und die GedankenFilme seiner Insassen über mehrere Kapitel zu dehnen). Dass das Buch höchst kunstvoll, beinahe exzentrisch ausformuliert ist (was das Lesen manchmal angenehm anstrengend macht), dass die darin (mehr als nur) angerissenen Gedanken zu Künstlicher Intelligenz, ComputerLogik und TechnikPhilosophie sehr fein gesponnen und geschickt in die GesamtGeschichte eingeflochten sind (zugleich aber niemals den Lesefluss hemmen) und dass "Manfred" somit ebenso gute Unterhaltung wie geistreiche Anregung zur (egal, ob erneuten oder erstmaligen) Beschäftigung mit den GedankenWelten der o.g. historischen Persönlichkeiten ist, das steht ganz außer Zweifel.
Weitere Infos: www.hanser-literaturverlage.de/buch/manfred-bekenntnisse-eines-ausserirdischen/978-3-446-27749-6