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ELISABETH FILHOL

Doggerland

(Edition Nautilus 271 S., 22,00 Euro)

Der Französin Filhol gelingt mit diesem Roman das Kunststück, (zumindest auf den ersten Blick) sehr verschiedene und weit voneinander entfernte Themenkreise zu einer spannenden, anrührenden, aufwühlenden und nicht zuletzt auch informativen Geschichte zu verbinden. Wetterkunde, Rohstoffprospektion, Archäologie und gegen Ende hin gar volkswirtschaftliche Theorie werden in eine Meditation über die Lebens- und Liebesdinge der (Meeres)Geologin Margaret gewoben, inkl. einiger wohl fast jedem vertrauter "Was wäre gewesen, wenn..."-Überlegungen. Es beginnt mit der "Geburt" des (realen) Sturmtiefs Xavier im Oktober 2017, die ersten 3 Seiten gehören der metaphernstarken, atemlos-erschrockenen und dann doch wieder beinahe wissenschaftlich-nüchternen Beschreibung des sich verwirbelnden Luftdruckphänomens, erst dann betreten Menschen die literarische Bühne. Margarets Bruder, der als Meteorologe beim britischen Met Office die Menschen warnen muss, ihr Ehemann, der seinen LebensKompromiss als Wissenschaftler für Offshore-Windparks fand und die Jugendliebe Marc, der inzwischen als industrieller Bodenkundler die Nordsee nach den nächsten Ölfeldern durchsucht. Die Heldin selbst ist fasziniert von ihrem Forschungsschwerpunkt Doggerland, jener Landbrücke zwischen friesischem Wattenmeer und Ostengland, die heute als bis vor 8000 Jahren noch recht dicht besiedeltes Stück heile Welt gedacht wird. Das alles kulminiert wie der Sturm in einer Fachkonferenz in Dänemark – sprachgewaltig und niemals seicht, stilistisch eigenwillig und doch packend ist "Doggerland" ein sehr faszinierendes Buch mit einem vielleicht etwas pathetischen, aber dennoch nachdenklich stimmenden Ende (das im Heimatverlust der mesolithischen Doggerländer ein Sinnbild heutiger Klimawandelfolgen zeichnet).
Weitere Infos: www.edition-nautilus.de/programm/doggerland


März 2021
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