(Reclam, 100 S., 10,00 Euro)
Die Idee hinter Reclams "100-Seiten"-Reihe ist ja, ein relativ komplexes Thema auf sehr überschaubarem Raum darzustellen - etwas, das z.B. die erfolgreiche "Wissen"-Reihe bei C.H.Beck schon länger praktiziert. Ob nun "Rammstein" als komplexes Thema durchgehen, lassen wir mal offen, aber Peter Wickes 100 Seiten dazu waren präzise und recht amüsant noch dazu (s. WZ 07/19). Wie gelingt das aber bei einer so facettenreichen, von Politik über Kunst bis Technik voller jeweils selbst einer ausführlichen Betrachtung würdiger Phänomene steckenden Zeitperiode wie den legendären "20ern"? Ich denke, man kann hier nur scheitern und zumindest das tut der Ethnologe Wietschorke recht gut. Er kann in diesem Rahmen nur anreißen, wie sich das wilhelminische Frauenbild zum Flapper wandelte, wie der Ochsenkarren zum Opel Laubfrosch wurde oder wie aus dem Pathos der Expressionisten die anarchische Kraft von Dada und die kühle Abstraktion der Konstruktivisten wurde. Wie aus dem Trauma der Gasschwaden der WK1-Schlachtfelder der hedonistische Lebenshunger der Großstädter erwuchs und zugleich der Keim für die nächste, beinahe finale Kriegskatastrophe gelegt wurde. Wenn das Ziel des Büchleins war, Startpunkte für weitere Erkundungen zu setzen, ist das schon mal recht viel. Und durchaus gelungen.Weitere Infos: www.reclam.de/detail/978-3-15-020571-6/Wietschorke__Jens/1920er_Jahre__100_Seiten