(dtv, 349 S., 25,00 Euro)
"Warum wir die Wirklichkeit nicht erfassen können und wie die Evolution unsere Wahrnehmung geformt hat" steht auf dem Umschlag unter einer Grafik mit einer verwirrenden optischen Täuschung. Letztere führt uns direkt in den Strudel der Gedanken des US-amerikanischen Kognitionswissenschaftlers, der mit diesem Buch nichts Geringeres bezweckt, als unser aller Alltagswissen und -erfahren so vollständig wie radikal in Frage zu stellen. Seine aus evolutionstheoretischen Erwägungen hergeleitete und mit Modellen aus der Stochastischen Analysis strukturierte These basiert auf dem "Fitness-Beats-Truth"-Theorem, wonach wir nicht die "Wirklichkeit" erkennen, sondern nur das, was uns "Fitness" (im Sinne vom zum Überleben bzw. zur Reproduktion der eigenen Spezies Notwendigen) verspricht. Dazu hat die Evolution jedes Lebewesen mit einem spezifischen "Interface" ausgestattet, dessen "Icons" zwar praktikable Sinnbilder für eine wie auch immer geartete "Realität", keinesfalls aber mit dieser identisch sind. Es ist durchaus anstrengend und fordernd (und mir nicht immer gelungen), Hoffman bei seinen Argumentationen zu folgen, aber die ontologischen Überlegungen bis hin zur Quantenphysik, seine Deutung des klassischen Leib-Seele-Problems und die gegen Ende hin angerissenen möglichen Schlußfolgerungen aus all dem geben der Sunday Times recht, die meinte, dass dieses Buch wie jener Gedanke ist, der einen ab und an bei Verschwörungstheoretikern beschleicht: "Was, wenn der Typ wirklich richtig liegt?!" Also: Wollt ihr die rote oder die blaue Pille?Weitere Infos: www.dtv.de/buch/donald-d-hoffman-relativ-real-28223/