Propyläen, 384 S., 25,00 EUR
Meller ist Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und dort für seine spektakulären Inszenierungen bekannt. Manche halten ihn für einen aufs Massenpublikum fixierten Vereinfacher, andere erkennen in ihm einen begnadeten Vermittler. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte, denn auch in diesem hochspannenden Buch zum archäologischen Jahrhundertfund bedient Meller gemeinsam mit dem ZEIT- und GEO-Autoren Michel sowohl profane Neugier wie auch intellektuelles Vergnügen. Mit komplizierten historischen und soziologischen Erörterungen und mit Seitenhieben in Richtung seiner wissenschaftlichen Konkurrenz - die Himmelsscheibe bietet genug Stoff für beides. Als krimireif aus Hehlerhand gerettete Raubgräberbeute, deren Echtheit juristisch wie naturwissenschaftlich bis ins Kleinste untersucht wurde öffnet sie – gerade durch die in den letzten 20 Jahren rasant erweiterten technischen Möglichkeiten – nämlich ein Fenster in die Blütezeit (und den Untergang) einer bisher unbekannten, hier eindrucksvoll nachgewiesenen Hochkultur im vermeintlich so dunklen Mitteleuropa um 1700 v.Chr., deren Existenz die überkommene Lehrmeinung auf den Kopf stellt. Dass die Autoren die komplexen Hintergründe akribisch, aber dennoch verständlich formulieren, macht dieses Buch zum Genuss und die Momente, in denen den beiden stilistisch die Pferde durchgehen, verzeihlich.Weitere Infos: www.resonanzboden.com/u/die-himmelsscheibe-von-nebra/