S. Fischer, 270 S., 20,00 EUR
Zuweilen wird Meyer Sozialromantik vorgeworfen, wenn er in seinen Geschichten liebevoll aus dem gesellschaftlichen Erfolgszug herausgefallene (oder ausgestiegene) Menschen porträtiert. Nichts könnte falscher sein, denn Meyer urteilt weder über das System noch über seine Protagonisten, Alkohol- oder Spielsucht und proletarischer Stolz werden weder glorifiziert noch verdammt. Er begegnet seinen stillen Helden, ihrem Alltag und ihren Hoffnungen schlicht mit Offenheit und Verständnis, man könnte auch sagen mit reiner Liebe. Ob die einfach nur nach menschlicher Nähe suchende Zugreinigerin, der Ex-Jockey mit dem Traum vom Eisrennen in St. Moritz oder der in die muslimische Nachbarin verliebte Imbißbudenmann (nur das Bredel-Protrait "In unserer Zeit" fällt thematisch etwas aus dem Rahmen) - Meyer zeichnet seine Figuren, auch sprachlich, mit melancholischer Präzision. All das geschieht in diesen 9 Geschichten in einer Form und Stilistik, die inzwischen unverwechselbar genannt werden darf. Und großartig.Weitere Infos: www.meyer-clemens.de