Ullstein Verlag, 350 S., 20,00 EUR
Man mag es - zumal wenn man selbst im Osten aufgewachsen ist - kaum verstehen, aber es gab tatsächlich Leute, die den Eisernen Vorhang überwinden wollten. Aber nicht raus aus der DDR, sondern rein in das vermeintliche Gelobte Land auf dem Weg zum Kommunismus. Jo McMillan stammt aus Tamworth bei Birmingham und ich vermute, dass sie - wie ihre Protagonistin Jess - auch schon als Teenie den "Morning Star" ("the only socialist daily newspaper published in Great Britain") verkaufen musste. Bzw. durfte, denn Jess verehrt nicht nur ihre so warmherzige wie glühend vom Kommunismus überzeugte Mutter, sondern hält auch die sozialistische Idee an sich für plausibel. Bei Ferienkursen in Ost-Berlin kommt Mama die Liebe in die Quere und manches im Fernen Osten scheint doch seltsam, aber das ändert nichts an den eigenen Überzeugungen und schlussendlich entschließen sich Mutter und Tochter (trotz Diskussionen, ob man nicht in der Heimat weiter kämpfen sollte - ebensolche Gespräche haben "wir" auf der anderen Seite auch geführt) zum endgültigen Länder- und Systemwechsel. Ein beeindruckendes Buch, das auch emotional packend ist, ohne sentimental oder zynisch zu sein.Weitere Infos: www.paradiseost.com