
Edition Tiamat, 255 S., 20,00 EUR
Mark Fisher ist ja im Grunde über jeden Zweifel erhaben, ich kenne Menschen, die ihn - zumindest soweit es um kulturtheoretische Überlegungen geht - kurz hinter Gott selbst positionieren würden. Manche vielleicht sogar noch davor. Und schon das zu Beginn dieses Sammelbandes mit Essays des Briten stehende Kapitel "Verlorene Zukunft" stützt diese Sichtweise durchaus. Selten wurde die nachlassende Innovationskraft und das Nichtmehrreagieren auf gesellschaftliche Umstände bei aktueller Popmusik dezidierter und prägnanter analysiert. Ohne in ein weinerliches "Früher war alles besser! (vor allem, weil wir da jung und frisch waren)" abzugleiten, werden die Umstände der Popproduktion und -rezeption einer sehr zutreffenden Sichtung unterzogen. Andere Texte, v.a. die zu englischen Filmen und TV-Serien, sind für Nicht-Briten wegen der fehlenden Referenzierungsmöglichkeiten schwerer nachzuvollziehen. Aber Fishers Theorie der "Hauntology", der spukend-unbewussten Rückkehr von Gewesenem in lediglich abgewandelter Form, des gespensterhaften Wirkens einer verlorenen Geschichte in einer beinahe abgeschlossenen Zukunft darf eine gewisse Allgemeingültigkeit beanspruchen. Ein kluges Buch.Weitere Infos: www.edition-tiamat.de