Ventil Verlag, 284 S., 15,00 EUR
Auch wenn dieses Buch unter "Roman" einsortiert wird, handelt es sich doch in weiten Teilen um eine Autobiografie. Denn die Sozialisation in der semiprovinziellen Punkszene Magdeburgs inkl. halblegaler Altbauinstandbesetzung, Saufgelage und Gruppensex, das Aufbegehren gegen "das System" und die schließlich in einem gescheiterten Fluchtversuch und einigen Wochen Knast kulminierende Sehnsucht nach individueller Freiheit (so diffus diese auch sein mag) - all das hat die Autorin ebenso selbst erlebt wie die Entfremdung von den Jugendfreundinnen (die entweder der Karriere oder Depressionen verfielen) in den Jahren nach der, ähm, Wende. Weil ich der gleichen Generation entstamme und mich wie Anne Hahn nur zu gut an epochale Die Firma-Konzerte, enttäuschend unkonkrete Kuczinsky-Lesungen und seltsam wortkarge Klassentreffen erinnern kann (und an wermutschwangeren Sex in schmuddeligen Hochbetten einsturzgefährdeter Bürgerhäuser auch), hat mich dieses Buch besonders berührt. Seiner stilistischen Klasse wegen dürfte es aber auch einer am Niederrhein Aufgewachsenen durchaus gefallen.