Salis Verlag Zürich, 329 S., 24,95 EUR
Dieses Buch erzählt eine Geschichte aus der Schweiz. Jedoch nicht aus dem Land, das an und mit dem Verleih von Geld verdient und eine eigenartige Sicht auf Nächstenliebe (im Sinne von Offenheit gegenüber dem vermeintlich Fremdem) zeigt, sondern aus jener Schweiz, die ihr Geld mit dem Verleih von Menschen verdiente und eine eigenartige Sicht auf reformatorische Bewegungen (besonders in ihren extremen Ausprägungen, bis hin zu den radikalen Bilderstürmern) zeigte. 1526 - die Pest wütet in Glarus, gerade hat die Mutter des Protagonisten erfahren, dass ihr Mann als Söldner auf einem der Schlachtfelder Norditaliens gefallen ist und bricht stumm schluchzend in einer großen Lache frischer Milch zusammen - ein Bild, das den 12jährigen "Balzli" zeitlebens nicht loslässt. Nachdem seine Mutter und das kleine "Fritzli" wenig später der Seuche zum Opfer fallen, nimmt ihn angedenk seines Vaters ein Söldnerhändler auf. Doch das "feine Leben" ist dem Bauernjungen nichts, die zarte Liebe zur unerreichbaren Sophie lässt ihn bei den Wiedertäufern nach Veränderung der (Macht)Verhältnisse suchen. Zwischen Kirchenraub und wildem Zorn verbringt er unstete Zeiten, bevor er beim toleranten Pfarrer Tschudi seine innere Ruhe wiederfindet. So daß er mit knapp 15 resümieren kann: "Ich hatte genug gesehen und wahrlich genug durchlebt." Sprachlich, stilistisch und auch inhaltlich ist dieser interessante Blick auf eine Zeit und einen Landstrich, die selten im Fokus stehen, für einen Abiturienten von 21 Jahren höchst beachtlich.Weitere Infos: www.salisverlag.com