Aus dem Amerikanischen von Brigitte Heinrich (302 Seiten, Berlin 2013, Suhrkamp)
Lily Brett hat ein irritierendes Buch geschrieben, zudem eins voller Komik. Eins voller Musik und eins voller Grauen. Zwei Erzählstränge werden über vier Jahrzehnte miteinander verwoben. Der eine führt die Protagonistin Lola Bensky ab 1967 in die Welt der anbrechenden Popkultur. Die junge Musikjournalistin trifft alles, was in der jungen Popära alles, was Rang und Namen hat: Jimi Hendrix, Cat Stevens und Mick Jagger, Brian Jones, Pete Townshend und Jim Morrison, auch Sonny und Cher sowie Janis Joplin. Sie entlockt den Musikern Geheimnisse, wie gemacht für die Yellow Press. Und sie bringt immer wieder -und fast zwanghaft- die Sprache auf ihre jüdische Herkunft, auf ihre Eltern und den Teil der Familie, die von den Nationalsozialisten ausgelöscht wurde. So nimmt beispielsweise das Interview mit Mick Jagger eine andere Wendung, als er sagt: „Ich bin noch nie jemandem begegnet, dessen Eltern Auschwitz überlebt haben.“ Lily Brett kontrastiert, fast wie in einer Schwarz-Weiß-Zeichnung die zügellose Popwelt der Überflussgesellschaft der 1960er Jahre gegen das unsagbare und nie zu fassende Grauen der Judenvernichtung. Das tut sie bis zum letzen Buchstaben, in dem sie das Buch auch mit einer Spannung anreichert, dass man es einfach nicht beiseite legen kann.