Solibro / EUR 8,90
„Von Campino (DIE TOTEN HOSEN) seine Schwester ihr Buch“ steht auf der kleinen Schärpe, die der weitgehend unbekannte Solibro-Verlag aus Münster aufmerksamkeitsheischend um dieses Buch gelegt hat. Damit tut man Judith Frege unrecht, denn sie kann - entgegen dem Eindruck den dieser Satz erweckt- sehr wohl ordentliches Deutsch und darüberhinaus hat sie auch was Anständiges gelernt. 25 Jahre lang war die Dame Ballett-Tänzerin und ihr Debütroman handelt, da man ja schließlich am besten über das schreibt, was man kennt, von der Ballerina Zoe Marshall. Die Frage, warum die Heldinnen in Berlin-Romanen immer so hippe Namen wie Zoe tragen und nie Martina oder Claudia heißen, möge jemand anderes beantworten. Die Geschichte, in der die zunächst von den Intrigen und Klüngeleien an der (West)Berliner Oper zermürbte und mutlose Zoe dann schließlich doch noch ihre große Chance vom großen, ausländischen Star-Choreographen bekommt, ist jedenfalls spannender als bei Rosamunde Pilcher, auch wenn hier das Happy-End ebenso unausweichlich ist. Andererseits, wer wäre schon dagegen gewesen, dass sie den hochbegabten Komponisten aus Ostberlin dann am Ende pünktlich zur Maueröffnung doch noch bekommt? Der Blick auf die typischen Lügen und Intrigen im Künstlermillieu, wo selbt die schlimmsten Klischees wahr sind, gelingt Judith Frege gut, die Liebesgeschichte ist allerdings etwas zu stromlinienförmig und Bücher übers politische Zeitgeschehen lassen wir auch in Zukunft lieber Ulrich Wickert schreiben.