Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 19,95 EURO
Was Raimar Stange im Buchtitel andeutet, verleiht dem Thema eine richtungweisende Brisanz. Denn „Zurück in die Kunst“ bedeutet doch, dass Künstler die Kunstwirklichkeit, zumindest zeitweise, verlassen hatten. Und tatsächlich. Es geht dem Autor um die Rückkehr in den traditionellen Kunst-Raum-Betrieb. Aufstände „gegen Galerien, Kunstvereine und Museen“ führen doch wieder in deren Räume zurück, weil sie dort vorrangig „gegen den Status quo“ agieren können, argumentiert Stange. Die gegentendenzielle Entwicklung macht er an der documenta XI fest und kommt zum Ergebnis, dass der Rückweg der Kunst in den musealen Bereich auch der Kunst die Spannung raubt. Fehlendes Wagnis, betuliches Politikverständnis – Schlagworte, die den unterschwelligen Negativismus in Stanges Darstellung andeuten. Der Autor zeichnet aber auch einen weit gefassten Bogen der Kunst der neunziger Jahre, die mit Namen wie Johannes Wohnseifer, von dem es eine entsprechende Bildstrecke gibt, Markus Schinwald, Tobias Rehberger, Silke Wagner und Liam Gillick verbunden ist. Die allen gestellten Interviewfragen behandeln in elementarer Weise auch den Begriff Popmusik, der für die Kunst der 90er ein zentraler Bestandteil ist. Lebendig und informativ bewegt sich das Buch etwas außerhalb der Kunstweltmeistergilde. Allein das ist schon ein argumentatives Plus, sich mit dem Buch auseinander zu setzen.