
Für Juan Gries war ein „Frühstück“ - so der Titel eines Gemäldes aus dem Jahr 1914 – undenkbar ohne Zeitung. Kubistisch verfremdet, gehört sie zum gedeckten Tisch wie die Tasse oder das Brot. Paul Cézanne stellt seinen Vater 1866 als zeitungslesenden älteren Herrn im Ohrensessel dar: „Der Vater des Künstlers“. Bilder von Max Beckmann, George Grosz oder Kurt Schwitters sind ebenfalls im historischen Überblick zur Ausstellung „Art and Press“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.
Sie sind ein Nebenaspekt im Rahmen der mehr als sechsundfünfzig Positionen umfassenden Themenschau zeitgenössischer Exponate und werden nicht als Original, sondern mittels iPad dem Besucher zugänglich gemacht. In voller Größe und Statur jedoch belegen die teils eigens für die Ausstellung realisierten Werke von Ai Weiwei bis Andy Warhol, daß die Zeitung bereits seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts als Gegenstand und als Material der Kunst existiert.Barbara Kruger empfängt die Besucher in einem Raum, der komplett mit Zeitungsseiten im vergrößerten Format ausgelegt ist und dessen Wände mit Wort- und Satzfolgen in riesigen Buchstaben verhangen ist. Das Thema Zensur greift der iranische Künstler Farhad Moshiri in seiner Installation „Kiosk de Curiosité“ auf: Zeitungen wie „Bunte“ oder „Newsweek“ mit prallen Titelbildern und effekterheischenden Schlagzeilen, die dem islamischen Selbstverständnis garantiert zuwiderlaufen. Zeitung und Wahrheit – ein ewiges Spiel mit vielen Unbekannten, dem die Engländer Gilbert & George in dem Bilderzyklus „London Pictures“ auf den Grund gehen: in plakativen Schlagzeilen errichtet das Künstlerpaar in der insgesamt 292 Bilder umfassenden Serie eine absurde, tragische und flüchtige Pseudowirklichkeit, ausgeschnitten und zusammengesetzt aus etwa viertausend Zeitungsausschnitten.

Bis 24.06.2012 Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin Tel.: 030-25486-0 E-Mail: post@gropiusbau.de Eintritt: 9/5 Euro Geöffnet: mo 10 – 19 Uhr, mi – so 10 – 19 UhrWeitere Infos: www.gropiusbau.de www.artandpress.de