Die ewigen Fragen der menschlichen Existenz: Was ist Wahrheit? Woher komme ich? Wem kann ich vertrauen? Wohin mit meiner Angst? Wofür das alles? beantwortet der belgische Künstler Johan Muyle auch nicht mit letzter Gewissheit. Aber er rückt diesen Fragen zu Leibe, in dem er der Gesellschaft spöttisch und kritisch nicht nur auf die Finger klopft, sondern seine Finger auch in die schmerzenden Wunden legt, die durch menschliches Handeln immer wieder aufgerissen und neu inszeniert werden.
IIm vierten und letzten Teil des Projektes "Lost In Wonder" im Odapark im nordlimburgischen Venray platziert Johan Muyle (*1956) Installationen und Objekte unter die Überschrift "Sioux In Paradise" und offenbart gleichzeitig sein ironisches Verständnis von Sprache, Gesellschaft und Utopie. Sprache bedeutet bei Muyle auch Sprachverwirrung und Bedeutungsverdopplung. Denn "Sioux In Paradise" lässt sich lautmalerisch hören wie "see you in paradise", wo man sich (wieder)sieht, wenn alles gut läuft. Und es bedeutet den Wunsch nach Ortsveränderung und Mobilität. Als Sinnbild dafür wählte Muyle die Sioux-Indianer, die als fahrendes Volk bekannt wurden und sich dem Expansionswillen des weißen Mannes widersetzten. Auch Johan Muyle ist ein Widersteher, der in seinen Arbeiten eine nicht der gesellschaftlichen Rolle entsprechende Haltung einnimmt.Es sieht so aus, als habe das Paradies, wie Johan Muyle es definiert, sich selbst verortet, es residiert jetzt vielleicht zwischen den Knochen seiner Skelettroboter, es versteckt sich möglicherweise auch in den Polstern der selbstfahrenden Sitzmöbel. Mit seinen Gesichtszügen ausgestattet, scheinen diese Reste des Menschen für Muyle die Antwort auf die eingangs gestellten Fragen zu geben. "We are under surveillance" - nämlich unter der Beobachtung von CIA, FBI, Mossad, Stasi, DST. Die Figur, die dieses Schild trägt, muss ihre Augen gar nicht öffnen, sie sieht alles durch die kleine Kamera. Mag sein, dass die Bedrohung einer ständigen Überwachung durch die rosafarbene Kleidung ins Niedliche verwässert wird - die Bedrohung bleibt. Und Jesus mit dem Nixenunterkörper offeriert einen Röntgenblick in sein Innerstes und zeigt damit den Idealzustand für eine allwissende Staatsmacht an. Keine schönen Aussichten, die Johan Muyle als Blick auf Gegenwart und Zukunft bietet.
Johan Muyle „Sioux in Paradise“ (-15.02.2009) Odapark, Merseloseweg 117, Venray/NL Tel.: 0031 478 513690 Mi -So 11-17h, Sa 13-17h, Eintritt frei info@odapark.nl, Infos:www.odapark.nl
Weitere Infos: www.odapark.nl