Man muß es einfach einmal sagen: The Blue Nile sind keine neue Band, sondern lediglich eine, die etwas länger als üblich für eine neue CD braucht. „High“ ist das erste Werk seit 1996 und erst der insgesamt vierte Tonträger des schottischen Trios. Wie man aber weiß, wird, was lange währt, auch endlich gut und das neue Werk schließt nahtlos an das hohe akustische Qualitätslevel an, mit dem The Blue Nile ´84 starteten und so – besonders unter Musikerkollegen und High-Fi-Herstellern – viele Freunde und Bewunderer erlangte.
Zu nahtlos vielleicht? Gab es denn keinerlei Notwendigkeit, sich zu ändern oder weiter zu entwickeln?„Wie sagt man gleich? Jeder Autor hat nur eine Geschichte in sich, jeder Schriftsteller schreibt immer die gleiche Story“, überlegt Paul, „nimm z.B. Thomas Hardy: Er hat immer wieder über dieselbe Thematik geschrieben, aber nur zwei oder drei Mal war es wirklich großartig. Ich mag zum Beispiel ‘Far From The Madding Crowd’ und ‘Tess Of The D’Urbervervilles" sehr gern. Was ich sagen will: Man fühlt sich als Künstler immer zu derselben Sache hingezogen. Wenn ich z.B. ‘Jailhouse Rock’ hätte schreiben können, dann hätte ich das auch sehr gerne getan. Aber man kann nur tun, wozu man auch in der Lage ist.“
Das erklärt natürlich noch nicht, warum der Prozeß so lange dauert.
„Nun, ich setze mich definitiv jeden Tag ans Piano oder spiele Gitarre“, beschreibt Paul das Prozedere, „aber ich habe herausgefunden, daß, wenn ich mein Hirn einsetze um Songs zu schreiben, ich dazu tendiere eine bestimmte Art von Song zu produzieren. Da gibt’s dann keine Botschaften der Engel zu entdecken. Aber es gibt Momente, wenn man einfach vergißt was man tut – und dann entsteht etwas Brauchbares. Ich glaube, die Disziplin, es jeden Tag zumindest zu versuchen, ist wichtig. Aber was ich auch akzeptiert habe, ist der Umstand, daß es viele Tage gibt, an denen gar nichts kommt und viele Tage, an denen bloße Technik passiert. Man lernt aber so zumindest, konstant zu arbeiten.“
Und was macht Paul, wenn er eben nicht an neuen Songs arbeitet?
„Das, was ein jeder tut“, erklärt er, „ich sorge mich, ich kümmere mich um meine Familie, wasche ab, repariere mein Auto. Weißt Du, Teil des Problems wenn man in einer Band ist, ist die Tatsache, daß man dazu tendiert, anzunehmen daß man etwas Besonderes sei – was natürlich Unsinn ist. Und übrigens: Es ist auch ziemlich peinlich. Man will ja nicht zugeben, daß man in Cafés herumsitzt und Leuten bei Konversationen zuhört und dann alle 7 Jahre eine Eingebung hat und einen Song schreibt. Das finde ich selbstgefällig und irgendwie auch abstrakt. Du findest Dich dann in Situationen, wo Du froh bist, daß ein Song ‘passiert’ ist und Dir seine Symmetrie und das Feeling gefällt. Bis Dir dann bewußt wird, daß das nicht unbedingt etwas mit Deiner Intelligenz zu tun hat.“
Welche Botschaft hat denn Paul Buchanan?
„Ich habe keine Botschaft, bin aber sehr daran interessiert darzustellen, daß es Möglichkeiten gibt, ohne Buchstaben miteinander zu kommunizieren. Ich tue das auf diese recht triviale Art: Mit einfachen Popsongs.“
Aktuelles Album: High (Sanctuary)