Vier Jahre nach dem monumentalen Werk "69 Love Songs" erscheint dieser Tage endlich das neue Album der Magnetic Fields. Es ist - wie könnte es anders sein - ein weiteres Konzeptalbum. Waren es beim letzten Mal die titelgebenden 69 Liebeslieder, die für den Zusammenhang sorgten, ist es dieses Mal das "i". Alle 14 Songtitel des folglich auch "i" betitelten neuen Albums beginnen nämlich mit genau diesem Buchstaben. Als wir Mastermind Stephin Merritt anlässlich der Veröffentlichung seines letzten Dreifach-Albums trafen, ließ er uns wissen, dass er schon einige Ideen für einen Nachfolger im Kopf habe, ihn aber noch nichts konkret angesprungen habe, was sich als würdiger Nachfolger die "69 Love Songs" eignen würde, und die Idee zu "i" entstand dann auch eher zufällig.
"Ich arbeitete an einer Soft-Rock-Platte, als ich feststellte, dass die Hälfte der Songs mit dem Buchstaben 'i' begannen", erklärt Stephin beim Interviewstopp in Hamburg. "Deshalb entschied ich, das zum Leitfaden für das Album zu machen. Gefallen tut mir daran, dass es noch willkürlicher ist als beim letzten Mal. In gewisser Weise ist es eine Parodie der '69 Love Songs'-Herangehensweise." Dürfen wir vermuten, dass die Magnetic Fields von nun an die Konzept-Abteilung im Hause Merritt sind, während Stephin bei seinen diversen anderen Bands - The 6ths, Future Bible Heroes, The Gothic Archies - freier an das Songwriting herangeht? "Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ich habe ja noch nie ein richtiges Konzeptalbum mit einer durchgängigen Handlung gemacht, aber Platten zu einem Thema zu machen, gefällt mir sehr. Ich mache das eigentlich ständig, aber manchmal ist es nicht so offensichtlich. Das Thema von 'Holiday' [dem 1994er MF-Album] konnte niemand entschlüsseln: Auf der Platte sind fast ausschließlich von Hand eingespielte - also nicht-programmierte - Keyboards zu hören. Es ist aber wohl niemand dahinter gestiegen!"Dass die einmal mehr sensationellen Songs dieses Mal etwas üppiger ausstaffiert sind als die des Vorgängers, hat übrigens eher mit der geringeren Anzahl an einzuspielenden Songs zu tun und nicht etwa damit, dass Stephin zumindest hierzulande seine Werke inzwischen über ein gut situiertes Majorlabel veröffentlicht. Interessanterweise beginnt das Album des New Yorker Quartetts dann auch ausgerechnet mit dem wohl ungewöhnlichsten (und am sparsamsten orchestrierten) Stück der Platte. Nicht nur, dass "I Die" mit seiner simplen, aber effektvollen Instrumentierung - Ukulele, Cello und Bass - der Song ist, der am wenigsten von allen 14 mit gängigen Pop- oder Rockmusik-Mustern zu tun hat, das Lied würde sich darüber hinaus thematisch auch gut als Schlussstück eignen. "Der erste Grund, warum der Song am Anfang steht, ist natürlich, dass die Stücke in alphabetischer Reihenfolge auf dem Album sind", erklärt Stephin und fügt schmunzelnd hinzu. "Außerdem ist er formal ein Menuett, und ich finde, das ist ein schöner Fingerzeig, dass wir es hier nicht mit einem typischen Rockalbum zu tun bekommen!"
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