Als gäbe es nichts Leichteres: Mit dem Herz auf der Zunge singt die junge Französin Augusta in ihren leisen, oft betont minimalistischen Folk-Songs wie so viele andere von der Liebe und vom Verlust, hat aber ähnlich wie etwa Haley Heynderickx ein echtes Händchen dafür, die großen Themen des Lebens aus ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten, und ist so der Konkurrenz einen Schritt voraus. Jetzt erscheint ihre Debüt-EP ´The Beetles And The Bugs´ auch auf Vinyl.
Die Vinyl-Veröffentlichung ihrer EP ist für Augusta nur einer von vielen wichtigen Meilensteinen in den vergangenen Monaten. Erst im Dezember war sie im Vorprogramm ihrer Mouthwatering-Records-Labelmates Black Sea Dahu erstmals in Deutschland unterwegs, bevor sie sich vor wenigen Wochen über ihre ersten ausverkauften Headine-Konzerte hierzulande freuen durfte. Wer nun denkt, dass sie den Traum lebt, liegt trotzdem falsch.„Oh, im Moment lebe ich ganz sicher nicht den Traum, denn ich stecke gerade im letzten Jahr meines Masterstudiums, habe Prüfungen und schreibe meine Abschlussarbeit in Politscher Philosophie und Ethik. Das letzte Jahr des Studiums ist harte Arbeit“, erklärt sie lachend, als wir sie nach ihrem feinen Auftritt in der Kölner Wohngemeinschaft Anfang Februar treffen. „Trotzdem habe ich noch jede Menge Träume, ich bin eine Tagträumerin, ich träume die ganze Zeit. Ich weiß, dass sich das lächerlich anhört und total allgemein klingt, aber ich denke, wir alle träumen ein wenig vom Glücklichsein und von mehr Stabilität. Das ist eine sehr simple, kitschige Antwort, aber es geht mir vor allem um das Glücklichsein."
Apropos Träume: Eine Bühnenkarriere hatte die junge Französin schon früh ins Auge gefasst, musste aber dann noch lange auf den entscheidenden Moment warten, der den Stein endgültig ins Rollen brachte:
„Ich denke, dass ich schon immer Sängerin sein wollte, aber lange war ich nicht stark genug, das zuzugeben“, gesteht sie. „Es hat sehr lange gedauert, bis ich mir selbst eingestanden habe, dass es das war, was ich machen wollte. Ich habe ein klares Bild im Kopf, von einem Tag, an dem ein Freund meiner Eltern zum Essen vorbeikam. Anschließend schnappte er sich eine Gitarre, ich denke, er lieh sich meine Gitarre, und spielte einen seiner Songs. Er war sehr simpel, aber er hatte ihn geschrieben! Ich war damals noch sehr jung und hatte noch nie eines meiner Lieder vor anderen Menschen gesungen, aber es war so cool, ihn zu sehen, wie er sein eigenes Lied spielt! Das war ein großer Wendepunkt für mich. Danach habe ich dann angefangen, meinen Eltern meine eigenen Lieder vorzusingen..."
Nun wandelt Augusta mit ihren minimalistischen Folk-Songs auf den Spuren von Joni Mitchell und Laura Marling und schreibt dabei Lieder, die flüchtigen Momentaufnahmen gleichen, mit denen sie bestimmte Emotionen für die Ewigkeit festhalten will.
„Ich mag es, wenn ein einziger Satz in einem Song genau das Gefühl einfängt, das ich – oder jemand anders – in einem bestimmten Moment verspürt habe“, erklärt sie. „Dafür reicht oft wirklich schon ein einziger Satz, der dir einfach nur so rausrutscht. Der Rest des Liedes kreist dann letztlich um diese Zeile."
Dabei gelangt sie auf der Suche nach Simplizität in ihrer Musik und in ihren Texten immer wieder zu ungewöhnlichen Perspektiven und Ausdrucksformen jenseits der Tagebuch-Lyrik, die derzeit die Lieder so vieler Acts schnell beliebig werden lässt. Auch wenn das nicht mit Absicht geschieht: Die Grenzen zwischen romantischer Liebe und Freundschaft sind dabei für sie oft fließend.
„Liebe ist ein wichtiges Thema, das mir sehr nahegeht, und ich schreibe darüber, wo immer sie mir begegnet“, gesteht sie. „Die Sache mir der Liebe ist: Sie beschränkt sich nicht allein auf Liebespaare, es gibt so viele andere Menschen, die man liebt. Ich habe eine Reihe Lieder über meine Freunde und man kann sie als klassische Liebeslieder hören – weil sie genau das sind."
Aktuelle EP: The Beetles And The Bugs (Mouthwatering Records)
Weitere Infos: www.instagram.com/augusta.music/ Foto: Rémi Sarda