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ADULT MOM

Auf der Suche nach dem perfekten Kuchen

ADULT MOM

Adult Mom begann 2012 als typisches Solo-Projekt von Steph Knipe aus NY, das diese in klassischer DIY-Manier aus dem heimischen Schlafzimmer via Bandcamp und einer Reihe selbst verlegter EPs startete. Musikalisch entwickelte sich die Sache vom akustischen Indie-Folk der Anfangstage allmählich aber konsequent in Richtung eines kunterbunten Indie-Pop-Potpourris, das allmählich notwendig machte, dass sich Steph nach anderen Musikerinnen umsah. Steph, die sich nach einem Coming Out als - wie sie selbst sagt - „Gender-weird-queer“- oder „Non-Binary“- Person inzwischen Stevie nennt (nachdem sie herausgefunden hatte, dass Stevie Nicks richtiger Name wie der ihre Stephanie war), fand diese für ihre nun vorliegende, dritte LP „Driver“ in Drummerin Olivia Battell (die heutzutage auch ihre Partnerin ist) und Gitarristin Allegra Eidinger. Heutzutage präsentieren sich Adult Mom also als komplette Band, die Stevie's autobiographische Identitätsfindungssongs musikalisch dann gemeinsam ausarbeitet. Während Stevie heutzutage mit Olivia in einer glücklichen Beziehung lebt, entstanden die Songs von „Driver“ bereits im Jahre 2019 - in einer Phase, in der Stevie eine unglückliche Beziehung verarbeitete.

Sind eigentlich Stevie's Songs tatsächlich hundertprozentig autobiographisch?

„Grundsätzlich ja“, bestätigt sie, „es gibt einige Details, die ich hin und her schiebe – aber grundsätzlich basiert alles auf eigenen Erfahrungen oder Dingen, die ich gesehen habe.“

Nun singt Stevie ja grundsätzlich über die eher unangenehmen, düsteren Aspekte von Beziehungsgeflechten. Worüber will sie denn in der Zukunft schreiben? Schließlich kann man ja nicht immer nur von der Düsternis zehren.

„Nun bei dieser Scheibe war es ja so, dass ich tatsächlich eine Trennung durchlebte und darüber schrieb“, erläutert Stevie, „ich habe meine Songs definitiv dazu verwendet, meine Beziehung zu verarbeiten und zu analysieren. Der Tenor des Albums war also in das Herzschmerz-Gefühl dieser spezifischen Situation eingebettet. Zwar arbeite ich auch heute nach dem gleichen Prinzip wie damals – nur tue ich das heute aus einer anderen Perspektive, denn nun bin ich in einer glücklichen Beziehung und sogar richtig verliebt. Ich hoffe also, dass sich das demnächst dann auch positiv niederschlägt.“

Viele Songwriter sagen ja, dass sie nur dann gute Songs schreiben können, wenn es ihnen nicht so gut geht. Wie sieht Stevie das denn?

„Ja, das stimmt“, pflichtet Stevie bei, „ich habe aber zuletzt versucht, positiv gestimmte Songs zu schreiben. Das ist aber tatsächlich eine größere Herausforderung, weil es sehr viel schwieriger ist, über eine glückliche Beziehung zu sprechen. Man möchte ja auch nicht unehrlich oder prahlerisch erscheinen. Glück ist eine schwerer zu vermittelnde Emotion. Ich versuche einfach es so zu sehen, aus dem Hier und Jetzt schreiben zu wollen.“

Während „Driver“ ja noch vor der Corona-Krise entstand – aber aufgrund der Pandemie erst jetzt erscheinen kann, wird das nächste Album dann wohl eher ein Lockdown-Projekt, oder?

„Stimmt“, bestätigt Stevie, „es ist schwierig, weil ja momentan in meiner Welt nicht so viel passiert, da wir ja seit einem Jahr in Quarantäne sind. Man wird dann mit allem direkt konfrontiert. Es ist also gerade eine besondere Herausforderung, Songs zu schreiben – aber auch eine schöne Herausforderung.“

Gibt es eine Art musikalischer Vision, die Stevie anstrebt? Ihre Songs kennen ja stilistisch kaum Einschränkungen. Vom Country-Song über Schrammelpop bis zur Folk-Ballade ist ja so ziemlich alles dabei.

„Ach das hängt immer von meiner Stimmung und den Songs ab“, überlegt Stevie, „das kommt dann gerade drauf an, was mir im Kopf herumgeht. Manchmal möchte ich einfach nur singen, manchmal kreativ tätig sein und eine Melodie oder eine Hookline finden – irgend etwas Schönes. Oder aber ich habe so viele Gedanken im Kopf, dass ich sie erst mal niederschreiben muss. Dann müssen die Texte zuerst fertig gemacht werden. Es kann von Fall zu Fall variieren.“ 
Was macht dann einen guten Song aus?

„Oh das ist schwer“, seufzt Stevie, „ein guter Song sollte resonant sein. Er sollte etwas haben, das bei Dir bleibt. Das kann etwa eine richtig gute Melodie sein, die Dich den ganzen Tag verfolgt. Das Sahnehäubchen sind dann aber richtig gute Texte, die einen Eindruck hinterlassen. Der perfekte Kuchen besteht dann aus einer perfekten, simplen Melodie und wundervoll schlüssigen Texten.“

Das mal eingedenk: Wie geht Stevie denn mit Kritik um – denn davon gibt es ja wohl für sie – als Idol der LGTB-Community - eine ganze Menge.

„Ja, ich mag es mit meinen Fans und Menschen wie mir zu kommunizieren und bin super-aktiv auf den Sozialen Medien. Ich habe auch einen eigenen Server – den Discord-Server – auf dem man chatten, spielen und mit uns interagieren kann. Was die Kritik betrifft, so ist das schwierig und heikel. Es kommt natürlich darauf an, wo die Kritik herkommt. Grundsätzlich bin ich ja offen für Kritik – weil das ja auch wichtig ist. So lange Kritik im guten Glauben geäußert wird, ist sie ja auch OK. Es wird allerdings problematisch, wenn Dinge bösartig, homophob oder jenseits meiner Kontrolle geäußert werden.“

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Aktuelles Album: Driver (Epitaph / Indigo) VÖ: 05.03.

Foto: Daniel Dorsa

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