Dreimal ist Bremer Recht, sagt man. Doch nach den Charterfolgen von ´Raw Love´ 2014 und ´Wire´ 2017 hat sich bei Rhonda zur VÖ des dritten Albums viel geändert. Trotz der Bremer Roots lebt kein Bandmitglied mehr in der Hansestadt. Dazu kommen ein Labelwechsel, ein neues Management, sowie zwölf neue Stücke. Zwölf - die Zahl der Vollkommenheit!
Die Flagge der Europäischen Union zeigt als Symbol der Vollständigkeit zwölf goldene Sterne. Das Cover des neuen Rhonda-Albums ´You Could Be Home Now´ lässt ebenfalls die Sternlein funkeln, während eine Hand nach unserem Planeten greift. Gleichzeitig ist es der Griff des Quintetts nach den Sternen. Der Soul bekommt mehr Seele, die Stimme von Rhonda ist den Ursprüngen der Soulmusik abermals nähergekommen. Nicht nur akustisch, sondern auch geographisch. Sängerin Milo Milone hat Europa verlassen.Du lebst seit ungefähr einem Jahr in Los Angeles. Wie wirkt sich das auf die Musik von Rhonda aus?
„Der Umzug nach Kalifornien hat meinen Kopf frei gemacht. Manchmal ist es gut, ein wenig Abstand zu Dingen zu bekommen, um z.B. zu verstehen, was man hat. Da schleicht sich manchmal eine Art Alltag ein, der mit ein bisschen Abstand auf jeden Fall wieder an Frische gewinnt. Wir haben hier ein kleines Studio in der Garage.“
Ein Großteil der Songs hat den Soul modifiziert / amerikanisiert, klingt relativ zeitlos, und schon gar nicht nach deutschen Musiker(inne)n. Die Tracks könnten von früher sein, passen gleichfalls ins morgen.
Hast Du in LA getextet, während die Kollegen an Sounds gearbeitet haben? Oder ist das Gesamtwerk im September 2018 in LA entstanden?
„Bevor ich nach Kalifornien gezogen bin, haben wir uns noch ein paarmal im Proberaum in Bremen getroffen, einfach drauflos gespielt. Am Ende hatten wir dann ein paar roughe Ideen. Irgendwann kam die Idee, die Songs so roh wie möglich aufzunehmen, dann den Rest in LA fertigzustellen. Ben (Shadow / Gitarre) hat alles aufgenommen, produziert und Jan (Fabricius / Bass) hat wieder geackert wie verrückt. Am Ende haben alle viel Zeit und Liebe in das Album gesteckt. Ich habe hier in LA am Gesang gearbeitet. Letztendlich sind manche Songs jedoch erst so richtig fertig geworden, als die Jungs hier waren.“
´Habits´ bratzt so schön… und wird die Single. Wie ist das Stück zustande gekommen?
„´Habits´ war einer von den Songs, die für mich eigentlich kaum fertig waren. Irgendwann schickte Ben mir das Instrumental per Mail. Ich war begeistert von seinen Gitarren. Ich habe dann den eigentlichen Gesang herausgeschmissen. Bin noch einmal von vorne angefangen. Daraus ist das Stück in der jetzigen Form entstanden. Es ist anders, als alles, was wir bisher gemacht haben. Doch es hat in diesem Moment irgendwie alles gepasst!“
Gab es Gäste auf dem Album?
„Den Song ´Saturdays Shine´ singt meinem Mann Jojo. Er ist ein wahnsinnig talentierter Musiker. Es wurde Zeit, dass er musikalisch Teil einer unserer Platten wird. Er hat ja fast alle unserer Musikvideos gedreht, ist aufstrebender Regisseur und Kameramann. Diese Musikseite ist unendlich wichtig. Ich glaube, dass sein Talent in die Welt getragen werden muss!“ (Milone lacht)
Was genau ist anders an solch einer rougheren Albumproduktion? Und was gefiel euch dran?
„Wenn man ein paar Tage oder sogar Wochen im Studio hat, fokussiert man sich total auf die Momente, die man hat, um die Platte zu realisieren. Oft denkt man am Ende `Mist - jetzt wäre ich soweit, die Platte so richtig geil zu machen!´ Natürlich sind das wahrscheinlich Gedanken, die man immer hat. Allerdings ist dieses roughe selbst produzieren irgendwie extrem schön. Ich hatte Zeit, um Songs z.B. auf mich wirken zu lassen, um dann nochmal alles neu zu machen. Die Gesangsaufnahmen in meiner Garage zu machen, war mein Highlight. Die Garagentür stand stets offen, du hast den Sound-Dreck der Stadt auf der Platte. Manchmal musste man Aufnahmen stoppen, weil ein Helikopter übers Haus flog. An einem Tag habe ich gesungen, während ein Mechaniker unser Auto reparierte. Er war so süß und dankbar, dafür besungen zu werden. Ich liebte die Ehrlichkeit des Moments. Während ich sang, guckte ich in den Garten, der eigentlich auch immer voller Leute war. Das war magisch!”
Aktuelles Album: You Could Be Home Now (Popup-Records) VÖ: 11.01.
Weitere Infos: http://rhondamusic.com/ Foto: Joachim Zunke