Um es gleich vorweg zu sagen: Natürlich waren Josepha und Cosima Carl nur im übertragenen Sinne abgetaucht, nachdem sie ihr enorm erfolgreiches Debütalbum ´Horizon´ ausführlich live vorgestellt hatten. Der Titel des neuen Albums ´Into The Deep´ entstammt dem ´Whale Song´, in dem Joco die Hörer aus der Perspektive eines Wales auffordern, ihnen in die Tiefe zu folgen.
Und tiefer bzw. tiefgründiger sollte auch dieses zweite Album werden – von dem man ja sagt, dass dieses das Schwerste sei. Hierzu gingen die Schwestern dann wieder mit dem Produzenten Steve Orchard in die renommierten Abbey Road Studios – aber bitte ganz ohne Druck:„Wir hören eigentlich nie auf, Songideen und -Skizzen zu sammeln“, erklärt Cosima, „und da wir – glaube ich – zwei Jahre mit dem letzten Album ´Horizon´ unterwegs waren, hatten wir viele Ideen gesammelt. Als wir dann endlich Zeit hatten, haben wir alles mal durchgeschaut und gemerkt, dass wir doch einiges hatten, sodass daraus neue Songs entstehen sollten und mussten. Es war spannend nach dieser ersten Album-Phase uns auch mal zurück zuziehen. Wir sind dann zum Beispiel an den Strand gefahren. So war das ganz natürlich, dass dabei neue Musik entstanden ist und so ist das neue Album dann ganz ohne Zwang gewachsen.“
Was haben Joco dabei dann anders gemacht, als beim ersten Album?
„Wir hatten Lust, musikalisch weiterzugehen“, meint Cosima, „klanglich haben wir uns auf der neuen Platte breiter aufgestellt und vertieft – wodurch der Titel dann auch entstanden ist.“
Und Josepha ergänzt: „Wir sind immer noch zu zweit Joco, aber wir haben uns Gastmusiker in London ins Studio geholt – nämlich tiefe Blechbläser und Bassisten und wir haben auch Synthesizer eingespielt.“
Wird sich das auch auf den Live-Sound auswirken?
„Also wir spielen das immer noch zu zweit“, erklärt Cosima, „ich spiele inzwischen aber auch E-Gitarre und Josepha spielt auch E-Drums, so dass sich auch hier der Sound weiter entwickelt hat.“
Kommen wir aber noch ein Mal zu dem Titel des Albums zurück. Wie entstand dieser?
„Grundsätzlich ist es so, dass es einem inneren Bedürfnis entspringt, wenn ein Song entsteht“, führt Cosima aus, „das ist dann immer direkt gepaart mit der Musik. Es geht auch immer darum, das kompositorisch so zu formen, dass man sich in der Idee eines Bildes befindet. Das muss uns dann packen. Jeder Song hat ein Bild in das wir kompositorisch eintauchen. Bei dem ´Whale Song´ war das so, dass wir diesen aus der Sicht eines Wals geschrieben haben und wir wollten uns bei dem Song auch wirklich fühlen, wie ein Wal und haben deswegen mit Synthesizer, fließendem Klavier und E-Drums versucht, so einen Unterwasser-Sound hinzubekommen. Dann waren wir wirklich unter Wasser und das sollte die Komposition auch transportieren und wir wollen das Publikum auf diese Weise dann ja auch mitnehmen.“
In die Tiefe, oder?
„Ja, das hat sich am Ende der Aufnahmen dann eigentlich erst als Thema abgezeichnet“, erklärt Cosima, „wir haben dann gemerkt, dass wir grundsätzlich Sachen gerne auf den Grund und in die Tiefe gehen – auch musikalisch mit den tiefen Tönen der Blechbläser. Die Oberfläche ist uns nicht genug und schauen gerne, was hinter der Fassade steckt.“
Dadurch klingt das Album auch etwas düsterer, oder?
„Ja,das stimmt eigentlich“, bestätigen beide, „es muss sich richtig für uns anfühlen und stimmig sein.“
Und dann interessieren sich ja automatisch auch andere für die Musik von Joco.
„Genau – wir haben in der Hamburger Kunstszene eine Künstlerin kennengelernt, die jetzt an großen Gemälden zu unseren Songs arbeitet – so dass wir unsere Songs darin auch wirklich sehen können. Das war so ein Moment, wo jemand von dem inspiriert war, was wir machen und das inspiriert dann auch wieder zurück.“
Ist das die Vision, die Joco anstreben?
„Wichtig ist, dass das, was man macht auch selber feiert“, erklärt Cosima, „das ergibt dann ein Feuer und eine Flamme, die nicht ausgeht, weil man selber gepackt ist von der Idee und diese dann auch raustragen möchte in die Welt.“
Wie zum Beispiel auf der anstehenden Herbst Tour im Oktober.
Aktuelles Album: Into The Deep (Columbia / Sony)
Foto: Katja Ruge