Sie waren damals einzigartig – und sie sind es auch heute noch: Mit ´I Wasn´t Born To Lose You´ knüpfen Swervedriver 17 Jahre nach ihrem letzten Album nahtlos an ihre alten Großtaten im Spannungsfeld von Shoegaze, Psychedelic und Alternative Rock an. Im November stehen sie zudem bei zwei Shows in Hamburg und Köln erstmals seit 20 Jahren auch wieder auf deutschen Bühnen.
Nein, in die Shoegaze-Schublade der frühen 90er haben Swervedriver trotz eines Plattenvertrags bei Creation Records nie so recht gepasst. Während My Bloody Valentine, Ride oder Slowdive verschleierte Klanglandschaften kreierten, entlockte das Quartett aus Oxford seinen Effektpedalen lieber eine leicht halluzinogene, Distortion-schwangere Rock-Wucht auf den Spuren amerikanischer Vorbilder wie Jimi Hendrix, The Stooges, Hüsker Dü, Dinosaur Jr. oder Sonic Youth. Die Leichtigkeit und Coolness von Album-Meilensteinen wie ´Mezcal Head´ (mit ´Duel´, Swervedrivers Song für die Ewigkeit) aus dem Jahre 1993 oder dem damals leider ziemlich untergegangenen Karriere-Highlight ´Ejector Seat Reservation´ von 1995 sind auch auf der neuen Platte allgegenwärtig. Dass die Band schon seit 2008 wieder regelmäßig gemeinsam auf der Bühne steht, schlug sich zusätzlich positiv auf ´I Wasn´t Born To Lose You´ nieder: Die Mischung aus alt und neu ist geradezu perfekt.„Das Album aufzunehmen, war ein ziemlich müheloser Prozess“, erzählt Gitarrist und Sänger Adam Franklin im Westzeit-Interview. „Wir haben uns gegenseitig Songideen zugespielt und merkten dabei schnell, dass sie das Potenzial für klassische Swervedriver-Nummern hatten, aber gleichzeitig untereinander auch sehr unterschiedlich waren.“
So klingen Franklin, sein kongenialer Gitarrenpartner Jimmy Hartridge, Bassist Steve George und Neuschlagzeuger Mickey Jones auf ihrem insgesamt fünften Album ganz wie sie selbst und trotzdem nie nostalgisch, denn offenkundig haben sich die vier Musiker die geradezu jugendliche Neugier bewahrt, die sie bei ihren oft bahnbrechenden Soundtüfteleien seit ihrer umwerfenden Debütsingle ´Son Of Mustang Ford´ vor genau 25 Jahren antreibt.
„Wir experimentieren auch heute noch viel“, bestätigt der Frontmann. „Es geht immer noch darum, die Gitarre in die Hand zu nehmen und etwas hören zu wollen, das dich packt und das du noch nie zuvor gehört hast.“
Vergessen sind inzwischen die zermürbenden Labelprobleme, die Swervedriver Ende der 90er nach vier ausnahmslos brillanten Alben in die Knie zwangen. Stattdessen gab die lange Veröffentlichungspause der Band die Möglichkeit, ´I Wasn´t Born To Lose You´ wie ein zweites Debüt anzugehen. Dass sich die beiden Sessions für die Platte in Melbourne und London jeweils an Komplettaufführungen ihres stürmischen Erstlings ´Raise´ von 1991 anschlossen, verstärkte den „Alles wieder auf Anfang“-Charakter der Aufnahmen noch. Doch das war noch nicht alles.
„Ich habe auch wieder die gleichen Platten wie damals gehört, etwa ´Day-dream Nation´ und ´Are You Experienced?´ und auch noch mal Bücher wie JG Ballards ´Crash´ und die ´Love & Rockets´- Comics gelesen, die zu meinen frühesten textlichen Inspirationen gezählt haben“, verrät Franklin. Auch deshalb ist das neue Album vom gleichen Geist erfüllt wie damals.
„Bei uns hielten sich das Gefühl, der Welt überdrüssig zu sein, und ein gewisses Fernweh schon immer die Waage. Deshalb konnten wir diese Songs mit Mitte 20 genauso spielen wie jetzt mit Mitte 40“, ist Franklin überzeugt. „Es gibt eine Zeile in ´Duress´, die lautet: ´You think you´re setting free your soul/but you´re really getting old´, und jetzt, da wir älter sind, können wir diese Zeile immer noch singen und alle können sie nachempfinden, denn Älterwerden kommt nie aus der Mode!“
Bleibt bei so viel Konstanz am Ende nur noch die Frage, was 2015 anders ist als in den frühesten Tagen der Band.
„Wir haben jetzt kürzere Haare und weniger Raucher in der Band“, erwidert Franklin. „Wir sind aber immer noch genauso laut. Wenn wir jetzt durch einen Song wie ´Son Of Mustang Ford´ jagen, erinnert uns das daran, wie schnell wir damals gespielt haben, und tatsächlich ist das Lied heute noch genauso schnell, nein, sogar schneller. Eigentlich ist es besser als je zuvor.“
Weitere Infos:www.swervedriver.com
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Aktuelles Album: I Wasn´t Born To lose You (Rough Trade)
Weitere Infos: www.swervedriver.com