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MARDI GRAS.BB

Kriminell

MARDI GRAS.BB

Nach 20 Jahren im Geschäft legen Mardi Gras BB nun also ihr zehntes Album ´Crime Story Tapes´ vor. Es ist dieses wieder ein Konzeptalbum geworden und zwar eines, das im Stile eines Film Noir im New York der 40er Jahre angesiedelt wurde. Privatdetektiv Doc Wenz führt dabei als Erzähler durch Stories mit aberwitzigen Charakteren. Die Idee ist dabei so genial und einfach, dass man sich fragt, wieso die Herren nicht schon früher darauf gekommen sind.

„Es stimmt, dass es die 40er-Jahre-Idee schon länger gab“, räumt der Doc ein, „entscheidend war aber der große Erfolg des Von-Humboldt-Konzepts als Platte und Show. Das hat uns einen massiven Aufmerksamkeitsschub gebracht und gezeigt, dass die Leute einen erzählerischen Leitfaden sehr zu schätzen wissen. Bei Von Humboldt war ich der Expeditionsleiter einer imaginären Weltreise, nun stellte sich die Frage, was ich sonst noch sein könnte. Da bot es sich an, die Idee mit dem Film Noir wiederzubeleben, um einen Privatdetektiv als Erzähler zu ergänzen und damit wieder ein geschlossenes Show-Konzept zu haben.“

Um welche Art von Tapes geht es hier? In den 40's fing das ja gerade erst an mit Tapes.

„Das mit den Tapes ist historisch nur bedingt wörtlich zu nehmen”, gesteht Doc, „’Tapes’ ist eher als eine Art Sammelbegriff zu verstehen, wie z.b. bei den ‚Basement-Tapes’. Wir fanden außerdem, dass es gut klingt.“

Was hat es mit den Stories zwischen den Songs auf sich? Gibt es den auf dem Retro-Cover angesprochenen, zu Grunde liegenden Roman tatsächlich?

„Oh, nein. Ich werde oft gefragt, aber auch dieses Mal gibt es wieder kein ganzes Buch. Ich liebe es, diese kleinen Miniaturen zu schreiben. Sie sind wie die gesprochenen Inhaltsangaben zu den Songs; verbinden und kommentieren die Titel. Es gab Teile der Musik, dann kam die Idee mit der Detective-Story. Also wurden die bestehende Musik entsprechend modifiziert und neue Titel gewissermaßen ‚auf Maß’ angefertigt.“

Gibt es denn einen Film – oder wird sich die Idee in den Live-Shows niederschlagen?

„Die Live-Show waren überhaupt das Ausschlaggebende. Ich suchte wieder einen erzählerischen Faden, Stoff für 8-10 kleine Rezitative als eine Art ‚Skelett’ für die Show, außerdem eine Timeline für die Kostüme. Da sind die 40’s natürlich eine tolle Inspiration. Einen Film wird es in der tat ebenfalls geben, allerdings eher eine art "Making of"-Dokumentation. Jonas Grosch, ein befreundeter Filmemacher hat uns eine Weile begleitet und ‚A silent Rockumentary’ gedreht, ein feiner Dokumentarfilm, der es hoffentlich auch bald ins Fernsehen schaffen wird.“

Wie entstehen denn die verschiedenen Mardi Gras Welten?

„Wenn ich erst einmal ein Konzept habe, an das ich glaube, ist das bei mir eine Art ‚Selbstläufer’“, führt der Doc aus. „die Fertigstellung dann ein automatischer, ritualisierter Vorgang. Wichtig war mir wieder eine hohe ästhetische Detailtreue und natürlich, ein niemals langweiliges, unterhaltsames Album zu schaffen.“

Das Einzige, was die Scheibe musikalisch in der Jetztzeit verorten lässt, sind die Samples des Gründungsmitglieds DJ Mahmut. Sind die bereits Bestandteil des Songwritings?

„Nein, überhaupt nicht“, meint Doc, „da habe ich wieder voll und ganz auf Mahmut vertraut. Er hat relativ früh die Rough-Mixes bekommen und ich habe ihm nur gesagt, wo ich unbedingt etwas haben will. Die Welt des Kriminalfilms war für ihn natürlich auch ein gefundenes Fressen. Man spürt, wie sehr er darin aufgeht...“

Wer ist denn am Ende der Mörder? Kommt er aus der Band?

„Es gibt da hartnäckige Gerüchte. Wenn ich aber zu konkret werde, wäre das ein gefundenes fressen für unseren Mobbing-Beauftragten…“

Aktuelles Album: Crime Story Tapes (Hazelwood / Indigo)



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