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ETERNAL TANGO

Neubewertung der Rock´n´Roll-Weltkarte

ETERNAL TANGO

Düdelingen steht als Herkunftsort im Ausweis der Quintettmitglieder von Eternal Tango. Düdelingen? Das liegt im Großherzogtum Luxemburg. Dort verständigt man sich in der seltsamen Sprache Lëtzebuergesch. In den Stücken von Eternal Tango wird jedoch weltmännisch in Englisch parliert und mit Tango hat die Musik so wenig zu tun hat, wie eine Kuh mit Skispringen. Sie bringen eher eine schicke Mischung aus derb, treibenden Gitarrenriffs und einschmeichelnden Background-Chören zu Gehör. Und das inzwischen weit über den Kleinstaat hinaus.

So steht Portugal schon seit einiger Zeit auf ihrem Tourplan. Der Sänger David Moreira blickt auf wieder aktivierte portugiesische Wurzeln zurück. Einig sind sich Publikum und Fachwelt darüber, dass Eternal Tango das sind, was landläufig eine große Rockhoffnung genannt wird.. Das Publikum stimmt mit den Füßen ab und schiebt sich in immer größeren Gruppen in immer mehr Clubs. Die Printfraktion schreibt sich die Finger wund. Die Radioabteilung schiebt die Klänge mehr und mehr in den Äther. Und auch die TV-Kollegen lassen Bandprodukte immer häufiger über den Schirm flimmern. So etwa die Redaktion vom „Rockpalast.“ Als sie dann auch noch den „Lëtzebuerger Filmpräis“ beschallen dürfen, da merken Eternal Tango recht schnell, da geht was. Was ganz Großes.



Kreatives Kennenlernen

Dem Diktat der Melodie unterwerfen sich Eternal Tango auf ihrem neuen Album „Welcome To The Golden City“ nur zu gern. Doch das war nicht immer so. „Spätestens jedoch seit dem letzten Mitgliederwechsel im Jahre 2006, gehört die ehemals leichte Metal- und ausgeprägte Hardcore-Schrei-Neigung der Vergangenheit an“, erinnert sich Bassist und kreativer Artwork-Zauberer Tom Gatti, „damals hatten sich die fünf richtigen Musiker gefunden und auch der Pop hat uns zu diesem Zeitpunkt alle unheilbar infiziert.“

So erklingt immer mehr richtig gute Musik aus dem Proberaum. Und das kreative Kennenlernen produziert eine Spielfreude, dass es geradezu ein Wonne ist, Eternal Tango zu lauschen.

„All das, was wir heute machen ist die Quintessenz unserer musikalischen Ideen und die von fast zwei Jahren Live-Erfahrung auf Bühnen in halb Europa“, verrät Tom Gatti das Erfolgsgeheimnis der Truppe. Fein gesponnene Melodien mit liedorientierte Arrangement zu verschmelzen, das ist die große Kunst, auf die sich Eternal Tango bestens verstehen. Die Musiker wissen zudem, was ein Spannungsbogen ist und gehen formvollendet und dynamisch damit und. Trotz der Tatsache, dass die Melodie das unumschränkte Sagen hat, darf da schon ein wenig Dreck mit rein, ins Getriebe. Das hält die Stücke frisch. Der leidenschaftlich-kämpferische Gesang tut ein Übriges. Zusammen mit den manchmal leicht krachigen, energiegeladenen und temporeichen Instrumentenparts ist das eine runde Sache.



Land ohne Musikindustrie

Was sich da so flott liest, ist umso bemerkenswerter, da der Erfolg kein in den Schoß gefallener ist, sondern ein hart erkämpfter. Auch durch die Besinnung auf die eigenen Kräfte. Wenn eine Band einem weißen Fleck auf der auf der Rock´n´Roll-Weltkarte entstammt, sind viele Voraussetzungen andere.

„In Luxemburg gibt es keine Musikindustrie“, berichtet Tom Gatti, „da wird man musikbusinessmäßig ganz anders sozialisiert. Nicht umsonst haben wir vorliegende Major-Angebote einfach so vom Tisch gefegt. Sie waren schlichtweg nicht überzeugend. Mit dem eigenen Label „Golden Fox Records“ bekam der letzte Mosaikstein zur Selbstständigkeit Struktur. Selber machen bedeutet zwar auch mehr Arbeit, aber auch mehr Kontrolle über diese Arbeit. Kompromisse mag keiner von uns mehr eingehen. Dennoch wird jede Entscheidung gemeinsam getroffen, schließlich schlugen allein die Produktionskosten für das Bochumer Studioteam um Toningenieur und Produzent Markus Schlichtherle und das CD-Mastering in New York in der Höhe eines Mittelklassewagens zu Buche. Was heute darüber hinaus entscheidend ist, sind unermüdliche Fanpflege via Internet und ein guter Vertrieb.“

Bei dieser Arbeit ist das jeweils Erreichte für Eternal Tango immer nur Ansporn für den Sprung auf die nächste Ebene. Diese Ebenen werden immer eigenständige sein; „denn wir wollen zwar eingängig klingen, aber nie so, dass wir in irgendeine vorgefertigte Schublade passen“, betont Tom Gatti mit dem nötigen Nachdruck in der Stimme, „eine gewisse Sperrigkeit hat uns immer gut getan. Unsere Schublade wollen wir dann schon selbst definieren.“



Europaweit erfolgreich

Aus der musikalisch runden Sache wird eine runde CD-Sache. Mit dem neuen Album „Welcome to the Golden City“ schicken sich Eternal Tango an, erneut europaweit zu touren.

„Doch noch ausgiebiger als je zuvor“, blickt Tom Gatti in die Zukunft, „überall dort, wo wir Erfahrungen sammeln durften, dorthin kehren wir als erstes zurück. Wir wollen den Leuten zeigen, wozu sie uns erst fähig gemacht haben.“

Wer über Jahre hinweg seine Fanbasis so gepflegt hat und so zielgerichtet die musikalischen Stecklinge gesetzt hat, der darf jetzt auch die Ernte einfahren. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Eternal Tango-Scheune groß genug ist, um die gesammelten Meriten auch unterzubringen. Und eins ist auch jetzt schon klar, bei Eternal Tango ist noch massig Potential vorhanden, so dass ein Scheunenanbau schon heute kein Wolkenkuckucksheim mehr ist.

Aktuelles Album: Welcome To The Golden City (Golden Fox Records / Rough Trade)

Foto: Erik Weiss

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