Zugegeben, Israel gilt nicht gerade als die Wiege des Rocks, umso überraschender, dass dieses Land eine Band wie Billy and the Firm hervorgebracht hat. Während wir uns am Telefon unterhalten sitzt Billy, ihres Zeichens Frontfrau und Gründerin der Band im sonnigen Jaffa, während ich meine Finger bei Eiseskälte besorgt auf Frostbeulen untersuche. Wer Billy einmal auf der Bühne gesehen hat, kann sich ihrer Präsenz nicht mehr entziehen. Selten hat eine Frau soviel coole Lässigkeit gepaart mit umwerfendem Aussehen auf die Bühne gebracht. Weibliche Musiker sind in Billys Heimat eher die Ausnahme. Wie ist da die Resonanz?
“Mittlerweile ist es ein bisschen besser geworden, da Israel sich auch musikalisch mehr dem Westen öffnet. Zu Anfang war es manchmal sehr verunsichernd, wenn ich eine Bühne betrat und die Leute mich anstarrten, als hätte ich statt einer Gitarre einen Affen im Arm.”Ihre Geschichte ist nicht die typische Story von einer, die schon Musik machen wollte seit sie ganz klein war. Ganz im Gegenteil!
“Ich habe erst mit Musik angefangen, als ich schon auf der Uni war. Ich studierte Englische Literatur und eines Tages wollte ich es einfach ausprobieren. Ich setzte mir ein realistisches Ziel: Wenn ich innerhalb von drei Monaten nicht einigermaßen Gitarre spielen lernte, würde ich das Ganze wieder drangeben, aber ich wurde relativ schnell richtig gut. Lucky me! Also widmete ich mich mehr dem Songschreiben und dem Komponieren eigener Musik, um dann irgendwann zu merken, dass ich mehr Inspiration und eine andere Umgebung brauchte. Also machte ich mich auf den Weg.”
Das Ziel ihrer Reise hieß Kalifornien, Echopark um genau zu sein, u.a. Zuhause der Beastie Boys.
“Kalifornien war wichtig, um mal eine Musikszene zu erleben, die es in Israel nicht gab. Ehe ich mich versah, hatte ich eigene Band und natürlich genoss ich, dass es in einer Stadt wie L.A. so leicht ist, sich selbst zu erfinden. Alles war möglich! An einem Abend war man auf der gleichen Party wie irgendwelche Superstars und am nächsten Abend traf man sich mit Freunden in einer runtergekommenen Bar. Was mich schließlich dazu bewegte, wieder zurück nach Jaffa zu gehen, war zum einen die Tatsache, dass ich mich musikalisch anders entwickeln wollte, als der Rest meiner Band. Ich wollte mehr experimentieren, ein bisschen weg von dem Poppunk, den wir bis dato spielten. Es gab Angebote von Produzenten, aber da wäre ich nichts weiter als eine weitere Puppe in deren Theater gewesen. Hier in Israel habe ich die besten Leute um mich, meine Familie und Freunde und ich mag, dass ich mich für meinen Erfolg hier mehr durchbeißen muss. Es ist mühsamer, aber gleichzeitig auch wertvoller.”
Billy schafft es, in ihren Bann zu ziehen: Klingen manche Stücke garagemäßig rotzig wie von Lux Interior himself geschrieben, zieht es danach zu wunderbaren Balladen hin, die auch ihr Alltime Hero Bob Dylan nicht besser hinkriegen könnte. Einer der sich ihr nicht entziehen konnte, war kein Geringerer als Musikerlegende Ken Stringfellow (u.a. R.E.M., The Posies, Lagwagon), der sich nach der Show einer befreundeten Band Billys Songs anhörte und sie schließlich für Aufnahmen nach Paris einlud.
Ihr neues Album heißt ‘Thoughts from the Lioness’ Lab’- Und was ist gerade an einer Löwin so interessant?
“Her total attitude of course!”
Billy ist übrigens gerade auf Deutschlandtour! Check: myspace.com/billyandthefirm
Aktuelles Album: Thoughts From The Lioness´Lab (Spark & Shine / Soulfood)