Die Thermals kommen aus Portland und machen Punkrock! Punkt! Allen, die dies als Bandbeschreibung ein bisschen dürftig finden, sei gesagt, dass dieses Statement alles beinhaltet, was die Thermals im Meer der hingerotzten und totgestylten Hype-Combos so besonders macht. Wer von Euch würde denn bitte 50.000 Dollar aus moralischen Gründen ablehnen? Ganz richtig 50.000 Bucks! Für was? Ganz einfach, für die Verwendung ihres Songs ‚It’s trivia’ in einem General Motors Werbespot für Hummer Geländewagen. Tat die Entscheidung nicht ein bisschen weh?
„Eigentlich war es für uns keine großartige Entscheidung. Wir haben ‚Nein’ gesagt und damit war das Thema für uns erledigt, ohne noch weiter drüber nachzudenken. Die Medien haben davon Wind bekommen und das ganze künstlich aufgebauscht. Was uns außerdem gestört hat, war die Tatsache, dass GM einen wirklich merkwürdigen Song ausgesucht hatte. Wir dachten nur: Damit wollt Ihr wirklich eine landesweite Kampagne starten? Anyway, diese Hummer Anbetung ist für einfach nur schräg: Spritfressende, protzige Luxusmonster!“Mittlerweile haben die Thermals um Frontmann Hutch Harris ihr viertes Album ‚Now we can see’ aufs Tapet gebracht und schlagen ein wenig friedfertigere Töne an als beim Vorgänger ‚The Blood, the Body, the Machine’, der 2006 erschien und die Stimmung in einem Land widerspiegelte, das müde war in Alarmstufe orange zu verharren, einen Präsidenten zu haben, der lieber den Country Boy raushängen liess, als sich um Staatsgeschäfte zu kümmerm und das zudem auch noch vom Rest der Welt schief angeguckt wurde. Wer jemals das Immigrationsprocedre an einem US Flughafen über sich ergehen lassen musste, konnte eine bisschen Atmosphäre des Bush-Amerikas schnuppern.
’Nein, lieber Homeland-Security Beamter, Du wirst schwerlich jemanden finden, der sich auf diesem netten grünen Kärtchen dazu bekennt, Nazi-Verbrechen begangen zu haben. Sei nicht allzu enttäuscht und hör vor allen Dingen auf , mich so anzuschreien’.
Okay, Zeit das Thema zu wechseln. Wie bereits erwähnt, kommt das Trio aus Portland/Oregon und sind verdammt stolz ein Teil der dortigen Musikszene zu sein und das, obwohl Hutch & Co ursprünglich aus Kalifornien kommen und sich auch dort 2002 gründeten. Von So’Cal auf platte Land und glücklich damit?
„Was Portland so besonders macht, ist die Bandvielfalt. Die meisten Bands kennen sich untereinander und sind miteinander befreundet, aber dennoch kann man nicht von einem typischen Portland-Sound reden. Es ist nicht so, dass Leute von außerhalb pauschal sagen können ‚Hey woow, die kommen von dort’. Es gibt halt eine sehr breite Palette von völlig unterschiedlichen Stilrichtungen. Einige der hiesigen Bands sind super erfolgreich, man denke doch nur an The Shins, The Decemberists, um nur einige zu nennen. Zudem ist Portland ein ausgesprochen liberaler Ort, der vom üblichen Bild Amerikas sehr abweicht.“
Der Legende und des Waschzettels zufolge wurden schon sechs nackte Fahrradfahrer gleichzeitig dort gesichtet – Oooops!
Wer nun gespannt, in den Startlöchern scharrt, und kaum erwarten kann, die neue Scheibe der Thermals in die Finger zu kriegen, dem kann schon vorab verraten werden, dass das Warten sich gelohnt hat. Auch wenn es nicht mehr ganz so delirierend, mondsüchtig und trunken zugeht, wie auf früheren Alben, so schaffen die Drei immer noch in den Sog ihrer eigenen Ekstase hinabgezogen zu werden. ‚We can see now’ ist eine ironische Antwort auf die Obama Euphorie der letzten Monate. Wird denn jetzt nicht alles schlagartig wieder gut?
„Natürlich ist es ein Segen, dass wir Bush los sind, aber mal ehrlich, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Amerika seinen Karren aus dem Dreck gezogen hat. Selbst wenn wir nicht mehr so faschistoid regiert werden, haben wir immer noch genug andere Dinge, die aus dem Ruder laufen. Du müsstest Dir mal die ganzen Müllberge angucken, die hier produziert werden. Wenn wir nach Deutschland kommen, fällt mir immer sehr positiv auf, dass die Leute eine bessere Attitude in bezug auf ihre Umwelt haben und Recyclen eine Selbstverständlichkeit ist. In Amerika gibt es das auch, keine Frage, aber hier darf jeder Staat selbst festlegen, ob er an diesen Programmen teilnehmen möche. Oh, Mann, Du müsstest echt mal die unglaublichen Mengen von Abfall allein in New York sehen.“
Bald steht wieder Europa auf dem Programm und die Gründe für eventuelle Vorlieben sind ziemlich simpel:
„I like Germany a lot. The Catering is so so nice...“
Es ist schön, dass manche Dinge einfach nur profan und einfach sein dürfen....
Aktuelles Album: Now We Can See! (Kill Rock Stars/ Cargo)
Foto: Alicia J. Rose