„Willkommen Zuhause“ nannte Tilman Rossmy vor zwölf Jahren seine grandiose erste Platte als Solist. Viele weitere ausgezeichnete Alben folgten, doch das Gefühl des Nachhausekommens vermittelte seitdem keine mehr so wunderbar perfekt und unmittelbar wie das unlängst erschienene Werk „In einem fremden Land“, mit dem das Tilman Rossmy Quartett im Mai ausgiebig auf Tournee geht.
„In einem fremden Land“ ist eine Platte, die musikalisch alles streift, was Rossmy in den letzten 25 Jahren, seit den Anfangstagen der ‘Regierung’ in Essen über seine Zeit als Ikone der Hamburger Schule bis hin zur Jetztzeit als Singer/Songwriter mit ganz einiger Note im Süden (Rossmy lebt nach einigen Jahren in München inzwischen in der Schweiz), ausgemacht hat und textlich einmal mehr so treffende, zu Herzen gehende Alltagsbeschreibungen enthält, dass man stets das Gefühl hat: Da singt jemand einen Song für mich!Dabei konnte man als Außenstehender in den letzten Jahren durchaus das Gefühl haben, Rossmy habe sich geistig vom TRQ etwas verabschiedet. In den vier Jahren seit der letzten TRQ-Veröffentlichung „Alles muss gehen“ stellte er ‘Die Regierung’ neu zusammen und debütierte mit der neuen Besetzung viel beachtet beim Immergut-Festival, weitere Auftritte und die Ankündigung neuer Songs folgten.
„Ich wollte einfach mal mein soziales Leben in München ein bisschen auf Touren bringen“, wiegelt Rossmy ab. „Ich hatte damals einen Home-Office-Job, und das ist genau umgekehrt, als wenn du irgendwo im Büro arbeitest und müde nach Hause kommst, dann musst du auch mal raus aus der Wohnung. Eine der Aktivitäten, die ich gestartet hab, war, den Ivi vom Club 2 zu kontakten, ob er nicht ein paar Musiker kennt, die eine neue Regierung starten wollen, und dann hat er diese Jungs aus Augsburg an den Start gebracht, und ein paar Wochen später haben wir dann schon auf dem Immergut gespielt. Die ganze Zeit haben wir aber auch an der neuen TRQ-Platte gearbeitet, und bei den Auftritten mit der Regierung hab ich auch gemerkt, was ich am TRQ hab. So ein blindes Verständnis auf der Bühne ist ja nicht selbstverständlich!“
Dass die vier nicht nur auf der Bühne perfekt harmonieren, zeigt sich auf der neuen Platte besonders schön ausgerechnet an einer der zwei Coverversionen. Neben Van Morrisons „Bright Side Of The Road“ interpretiert die Band Nenas „Fragezeichen“ so meisterhaft, als wäre es ihr eigener Song. „Ich glaub, die haben das gar nicht gemerkt, dass der Song nicht von mir ist“, sagt Rossmy augenzwinkernd. „Ich empfinde das aber auch so, dass das irgendwie ein Song von uns ist, auch durchaus als eine Geste des Respekts gegenüber Nena. Ich fand den Text schon immer super, die Zeile ‚Dein Auto fährt so schnell, weil du auf der Reise bist, viel hab ich auch noch nicht gesehen“, die hat einfach was.“
Mehr als ein Jahrzehnt hat das Tilman Rossmy Quartett in unveränderter Besetzung gewirkt, doch während Gitarrist Folke Jensen und Pianist Ralf Schlüter Rossmy auch weiterhin als kongeniale Partner zur Seite stehen, hat sich Drummer Rob Feigel nach den Aufnahmen zum neuen Album leider verabschiedet.
„Da hat die ganze Zeit schon so ein bisschen was rumort, weil Rob eigentlich die Platten immer ganz unproduziert veröffentlichen wollte, also nur rough tracks, und wir wollten das eigentlich nicht“, erklärt Rossmy. „Ich dachte eigentlich, das wär nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber dann hat er auf einmal gesagt, dass er aussteigt, und war dann auch sofort weg. Ich weiß auch nicht, wie das nun weitergeht, erst mal übernimmt Flo von der Regierung das Schlagzeug. Er hat einen ganz anderen Stil, mehr Charlie Watts, während Rob ja mehr wie Keith Moon spielt. Ich glaub, das wird gut!“
Wir glauben das gerne!
Aktuelles Album: In einem fremden Land (Popappeal/Broken Silence)
Weitere Infos: www.tilman-rossmy.de