In der offiziellen Bandinfo startet die Geschichte des Liverpooler Quartetts Ende der 90er, als die Jungs ein paar Eps produzierten. John Peel und MNE besprachen sie und schon folgte das Debütalbum „Internal Wrangler“. Dann kam der für den Grammy als ‚Best Alternative Music Album’ nominierte Nachfolger „Walking with Thee“. Etwa zu der Zeit wurden die Mannen von Radiohead auf die sympathischen Jungs aufmerksam und nahmen sie mit auf Europa- und Welttournee.
Selbst in der Kürze stimmt die Geschichte mit der, die Bassist Brian Campbell und Schlagzeuger Carl Turney erzählen, überein. Die gutgelaunte Rhythmusgruppe setzt nur etwas früher an. „Wir trafen uns in der Schule. Carl und ich kennen uns seit wir sieben Jahre alt waren. Wir haben angefangen in Bands zu spielen als wir zehn waren. Das war aber mehr so, dass wir gesagt haben, du spielst Gitarre und du spielst Schlagzeug. Wir konnten alle kein Instrument spielen. Wir beschlossen einfach eine Band zu sein. Ade und Hartley hatten die gleiche Idee, waren nur an einer anderen Schule.“ (Ade Blackburn, Git/Vox/Melodika und Hartley, Git/Keys/Klarinette, Anm.d.R.) Etwa mit achtzehn hingen alle vier in den gleichen Bars herum und gründeten kurzerhand Clinic. Der Rest ist „just easy like that,“ wie Brian betont.Allerdings fehlt in der Kurzbeschreibung der Mentos-Werbespot, in dem sich Schafe auf Motorrädern ein Wettrennen leisten. Der Sound dazu kommt von Clinic. Auch fehlen die sechs US-Touren und Auftritte in Late Night Shows, u.a. bei Letterman sowie in einer US-Soap Opera – sicher nicht unwichtig für den bisherigen Weg.
Das dritte Album “Winchester Cathedral“ kommt nun gewohnt schrullig daher, führt den skurril reduzierten Stil fort, die gewollte Andersartigkeit. „Es dauert manchmal so lang, einen Clinic Song zu machen. Es ist ein bisschen wie ein Baby. Du fütterst es, ziehst es groß, dann fängt es langsam an zu nerven und du schmeißt es raus, wenn es ein Teenager ist.“ Carl und Brian ergänzen sich gegenseitig und lachen über ihre eigene Erklärung. Entscheidend ist, dass Clinic immer nach ihnen klingt, und zwar so klingt, weil die Eltern genau diese vier Musiker sind.
Ihre gemeinsame Basis ist der handgemachte Sound, das ehrliche Gefühl. „Wir benutzen nur Vintage Equipment, keine Computer oder digitalen Kram.“ Carl ergänzt, „es ist rein analog, auch keine Transistoren oder so, nur Röhren – so, the real thing.” Und dieser ‘echte’ Sound besteht nicht nur aus reinen Tönen. „Wenn da zum Beispiel wegen einer Lampe ein Summen zu hören ist, arbeiten andere Bands Stunden, um es los zu werden. Und wir sagen einfach: na wunderbar!“ Erneutes Lachen. Es folgen Beispiele, wie eine Platte Gefühl und Spirit verlieren kann. Jedoch gibt Brian zu, dass sie auch dazu neigen, zu lange an ihren Songs zu tüfteln. „Wenn uns einer 100 Jahre Zeit gibt, an einer Aufnahme zu arbeiten, dann brauchen wir auch die 100 Jahre. Es fällt einem immer etwas auf, was nicht ganz stimmt.“
Sein Ziel für die nächste Scheibe wäre: „eine Woche aufnehmen, eine Woche mixen, and that’s it. We don’t want to sound clinical (lacht). Trotz unseres Namens, fällt mir gerade auf.” Die Umsetzung dieser Absicht erfolgt durch Reduzierung. Selbst die Texte sind reduziert, denn „die Lyrics sind Nonsense. Ade schreibt keine Stories oder so. Die Stimme ist eher ein Rhythmusinstrument. Wenn aber ein Zuhörer für sich etwas raushört, dann ist es auch das, was der Song meint. Das macht, dass der Song dem Zuhörer gehört.“
Ein weiteres Beispiel ist Carls Schlagzeugstil. „Da ist nichts nur für die Show, es ist alles zu Gunsten des Songs.“ Man wartet vergeblich auf Fills oder ungewöhnliche Beatwechsel – statt dessen: sich wiederholende, hypnotische Patterns. Das gleiche gilt für die Gitarre, was auch seinen guten Grund hat, wie Brian erklärt: „Solo spielen ist wie wichsen. Unsere Musik ist eher wie Liebe machen! Deshalb sind unsere Stücke auch so kurz (lacht)!“
Weitere Infos: www.dominorecordco.com