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KATY J PEARSON

"Ich möchte es knirschen hören."

KATY J PEARSON

Noch bevor Katy J. Pearson 2020 ihr Debüt-Album „Return“ veröffentlichte, hatte die Songwriterin aus Bristol schon auf die harte Tour erfahren müssen, dass Talent alleine noch nicht ausreicht, um im Musikbusiness Fuß fassen zu können. Zusammen mit ihrem Bruder versauerte ihr erstes Musik-Projekt (von dem sie heutzutage nur noch einräumen mag, dass es „irgendwie um Pop-Musik“ gegangen wäre) in den Vorstandszimmern eines Major-Labels. 7 Monate hatte sie danach keine Lust mehr, Songs zu schreiben – bis sie sich dann doch wieder aufraffte und das bemerkenswerte Power-Pop-Album „Return“ vorlegte. Dummerweise trug sie in einem Video zu dem Opener „Tonight“ ein Grand-Ole-Opry-Outfit und hantierte mit akustischen Gitarren – so dass sie schnell das „Country“-Label verpasst bekam. Was fast schon absurd ist, denn immerhin ist die Gute ja so britisch, wie man es nur sein kann, wenn man aus Bristol stammt – ganz mal davon abgesehen, dass Katy nun wirklich keine Country-Mucke bietet, wie sie auch bei ihren druckvollen, begeisternden Live-Shows deutlich macht. Deshalb ist es ihr auch so wichtig, dass das „Country“-Label bei ihrem zweiten Album „The Sound Of The Morning“ außen vor bleibt. Sicherheitshalber stellte sie sich aber auch zudem musikalisch neu auf und lieferte ein im Vergleich wesentlich ausgeglicheneres, vielschichtigeres und insgesamt nachdenklicheres zweites Werk ab, dass eher auf Konsistenz und Langlebigkeit als den nächsten schrillen Effekt ausgelegt ist. Kann das vielleicht auch mit der Pandemie zusammenhängen?

„Absolut“, bestätigt Katy, „da gab es diese Phase mit Null-Aktivitäten auf der einen Seite während der Lockdowns und dann wieder Phasen, in denen ich sehr kreativ war. Es war ein ständiges auf und nieder. Es dauert ja eine ganze Weile, ein komplettes Projekt zusammen zu bekommen – aber andererseits hatte ich auch so viel Zeit totzuschlagen, dass die zweite Scheibe sogar schneller zustande kam als die erste, weil ich mich sehr gut vorbereiten konnte - da es ja eh nichts anderes zu tun gab."

Das neue Album klingt deutlich anders als das erste. War das Teil des Prozesses?

„Ja, denn ich wollte mich unbedingt klanglich weiterentwickeln so weit mir das möglich war“, erklärt Katy, „es gab Songs, von denen ich gleich wusste, dass die ein anderes klangliches Make-Up brauchten als die des ersten Albums – und deswegen wollte ich mit anderen Leuten zusammenarbeiten als mit Ali Chant, dem Produzenten des ersten Albums und bin dann auf Dan Carey gekommen. Ich hatte mit Dan Carey schon mal zusammengearbeitet mit einer Band, für die ich gesungen habe und ich mochte seine Art vorzugehen. Ich hatte das Gefühl, dass er in der Lage sei, etwas aus mir hervorzukitzeln, das mir bis dahin noch gefehlt hatte, aber gerne mal versuchen sollte. Es ging um ein größeres Klangbild, Percussion-Geräusche und Field Recordings – etwas Erdigeres. Das zweite Album sollte ja etwas düsterer und zupackender sein und ich wollte es irgendwie knirschen hören. Und Dan hat mir definitiv geholfen, das zu erreichen."

Woran liegt es denn eigentlich, dass Katy beschloss das neue Album düsterer zu gestalten?

„Ich denke das hat definitiv mit den Dingen zu tun, die wir alle zu der Zeit, in der das Album entstand, erlebten. Außerdem war sicherlich die Tatsache ausschlaggebend, dass man all diese Zeit hatte, alleine mit seinen Gedanken zu sein. Und dabei kam ich auch auf einige schlimme Sachen zurück, die in meinem Leben passiert waren. So werden Gedanken ja auch getriggert. Und auf ein Mal geht es um Zerstörung, Zerstörung und nochmal Zerstörung und wir waren alle so damit beschäftigt das aufzunehmen, dass ich mir sagte, dass ich nicht länger herumsitzen und Trübsal blasen könne, sondern darüber schreiben müsse. Viele der Songs sind also von diesen Gedanken beeinflusst – aber ich muss sagen, dass mir das auch geholfen hat, damit umzugehen. Songs zu schreiben hilft definitiv."

Das ist ja ein gewisses Privileg, das kreativen Menschen vorbehalten ist, richtig?

„Oh mein Gott ja“, pflichtet Katy bei, „das ist das größte Privileg überhaupt. Ich war wirklich froh diese Möglichkeit zu haben, zu verarbeiten was in meinem Kopf vorging. Wenn es mir nicht gut ging und ich mich unsicher fühlte, konnte ich mich einfach hinsetzen und einen Song darüber schreiben. Ich bin wirklich froh, in einer solchen Position sein zu können."

Gibt es am Ende eine bestimme Vision, die Katy für die Zukunft anstrebt?

„Ja, ich möchte gerne mein nächstes Album selbst produzieren – mit meinen Musikern und einem Tontechniker zusammen“, meint sie sehr bestimmt, „das ist mein nächstes Projekt."

Aktuelles Album: Sound Of The Morning (Heavenly / PIAS) VÖ: 08.07.

Foto: H Hawkline


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