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OLSSON

Nix zu verlieren

OLSSON

Wer das Werbefernsehen in den letzten Monaten verfolgt hat, ist sicher mal über einen feinen Song namens ´Hold On´ gestolpert, mit dem die Kampagne eines roten Telekommunikationsriesens vertont war. Auch wenn es hierzulande niemand sonst weiß: Der Mann, der hinter diesem Song steckt, ist in seiner Heimat Schweden längst kein unbeschriebenes Blatt mehr – neben seiner Zeit in der Band Fibes, Oh Fibes war Christian Olsson u.a. auch im Künstlerkollektiv INGRID zuhause. Nun solo unterwegs, kocht er seine ureigene Melange mit einem gehörigen Schuss aus vergangenen Zeiten. Und: Es steht ihm richtig gut.

Nun war es also die Vodafone-Kampagne, die ihm erste Aufmerksamkeit hierzulande gebracht hat: Fluch oder Segen? Und: Sagt der Song nicht eigentlich etwas anderes aus?

“Natürlich war das ein sehr guter Weg, Bekanntheit in Deutschland zu erlangen – und es zahlt sich bis jetzt aus! Für mich ist ´Hold On´ ein Kampfsong, aber ein sehr hoffnungsvoller. Es geht darum, dass die Welt um uns herum auseinanderbricht, was leider unvermeidbar ist. Es ist mein “fight back song” auf dem Album. Die Message ist durchweg positiv und hoffnungsvoll – und das ist es, was die Kampagne meiner Meinung nach auch aufgegriffen hat.”

Manche sehen in Olsson einen musikalischen Gegenentwurf zum aktuellen Pop-Mainstream – aber wo kommt diese Idee, überhaupt so zu klingen?

“Als ich mit dem Album begann, fand ich alles um mich herum total uninspirierend. Also habe ich Bilder und Fragmente aus den 90ern, aus meiner Jugend gesammelt: Bilder von Raves, Parties, starke helle Farben und diese Madchester Beats, die mich nie losgelassen haben – aus dieser großen Illusion heraus wollte ich Musik machen. Ich wollte nicht wie irgendetwas klingen, was gerade da draußen umhergeisterte. Das Beste an Musik ist, dass du sie kaum kontrollieren kannst: Was raus kommt, kommt raus.”

Kenner der Zeiten von Eurodance und Rap-Pop finden im Olsson-Sound reichlich Querverweise in die schwedische Szene von damals: Dabei eher in die Richtung Army Of Lovers und Stakka Bo als Ace Of Base oder Roxette.

“Findest Du wirklich? Ganz ehrlich, in bin riesiger Ace of Base Fan und finde, es ist eine der besten Bands, die Schweden je hervorgebracht hat. Vielleicht übertreibe ich ein bisschen, haha, aber es geht doch immer um die Melodien, und die haben sie großartig hinbekommen. Ich persönlich sehe mich allerdings eher zwischen ABBA und Prog-Rocker Pugh Rogefeldt – jedenfalls an meinen guten Tagen.”

Wenn man sich sein neues Album im Vergleich zu seiner alten Band Fibes, Oh Fibes anhört, fällt auf, dass er den Soul irgendwie in sich trägt und auch in sein neues Projekt rübergerettet hat. Wäre Olsson überhaupt ohne seine Vergangenheit möglich gewesen?

“Das freut mich, dass du das so siehst! Fibes, Oh Fibes war die Band mit meinen Jugendfreunden, wir haben 5 Alben gemacht und waren 12 Jahre auf Achse – da brauchte ich einfach eine Pause. Ich hatte schon länger die Idee zu einem Soloalbum, also hab ich einfach losgelegt. Ich hatte nix zu verlieren – nur jede Menge zu gewinnen. Wir sind immer noch gute Freunde und ich vermisse sie wirklich, weil wir jetzt nicht mehr so viel mitteinander abhängen. Aber Olsson ist ein neues Baby, ein Geschwisterkind für die Band, kein Gegner.”

Auch visuell beweist Olsson in jedem Sinne Stil.

“Der bildliche Ausdruck belebt mich und meine Musik schon immer. Ich empfinde es als eine Erweiterung der Musik, beim Cover handelt es sich nicht einfach nur um ein Titelbild. Für mein neues Album ´Millions´ habe ich das Glück gehabt, mit The Designers Republic zusammen zu arbeiten. Die haben in den 90ern für Aphex Twin, Pulp, WARP records usw. großartige Artworks gestaltet – und jetzt auch für mich wahnsinnig gute Arbeit abgeliefert, auf die ich sehr stolz bin.”

Nicht ganz so stolz ist er auf seine Idol-Wahl von damals... aber hey, waren wir nicht alle mal jung?

“Ich wollte eigentlich schon immer Tennis-Profi werden, John McEnroe war mein Held. Als mir meine große Schwester dann Sonic Youth vorgespielt hat, hat sich meine Welt verändert. Ich hab mir einen Bass gekauft, ein Verzerrer-Pedal und ich wollte nichts lieber sein und so klingen wie Kim Gordon. Also habe ich meine erste Band gegründet. Aus musikalischer Sicht bin ich froh, dass wir uns weiterentwickelt haben. Aber: Man kann ja immer noch mal zurückschwenken, wenn man will, oder?"

Aktuelles Album: Millions (Universal)



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