Mit einem höchst ehrlichen „Hell Yeah!“ eröffnet Bob Wayne sein neues Album – und nein, er bereut nichts, was in der Vergangenheit auch immer vorgefallen ist. Warum auch, denn er ist nicht nur ein äußerst sympathischer Vertreter der alternativen Country-Szene, sondern auch einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Und auch, wenn er von sich selbst sagt, kein wirklicher Bad Hombre zu sein, nennt er sein neues Album genau so. „Ich hörte den Begriff im Fernsehen, als wieder mal eine solche Präsidentschaftsdebatte lief – und irgendwie ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.“
Nun sieht man den Herrn Wayne gemeinhin als „alternativ“ an – zumindest was die Orchestrierung angeht hält er sich allerdings an die klassische Vorgabe.„Ja, was die Instrumente und den Sound angeht, ist das nichts Neues unter Sonne. Obwohl: Die Musiker, mit denen ich zusammenspiele, die reissen sich echt den Arsch auf. Bei dem vielen Mainstream, den man so mitbekommt, hörst du viele weichgespülten Soli – das gibt es auf meinen Platten garantiert nicht zu finden. Ebenso wie klassische Texte – ich hab es da eher mit Aliens, Drogen, Mord, Verbrechen usw. Solche Themen zu gutsitiuierter Musik – das ist sicher für manche gewöhnungsbedürftig.“
So ergibt es sich dann auch, dass wohl auch nur Muttersprachler in den vollen Genuss kommen, denn mitunter klingen seine Songs positiver und hoffnungsvoller als sie wirklich sind. Zum liebhaben sind sie trotzdem.
„Eigentlich haben alle Songs, die ich schreibe einen Platz in meinem Herzen, aber mit diesem hier ist es schon ganz besonders, da es einem echt guten Freund gewidmet ist, der einst schon mit Hank Jr. Und Waylon Jennings unterwegs war. Wir sind nach einer Show bei diesem Mädchen gelandet und sie war sturzbetrunken. Sie kam rein, warf 200.000 $ in bar aufs Bett und fiel bewusstlos daneben. Bandana und ich haben stundenlang auf die Kohle gestarrt. An der Wand hing ein Bild von dem Mädchen und ihrer 9 Jahre alten Tochter und wir dachten: Mensch, das muss Drogengeld sein oder irgendetwas in dieser Richtung – wenn wir damit jetzt verduften, passiert was ganz, ganz schlimmes. Also haben wir es liegengelassen. Am nächsten Tag erzählte Bandana mir, wie glücklich dieses Mädchen doch sein muss, weil es nicht wie er früher war. Ich kann das jetzt alle nicht wiedergeben, auch aus Respekt für seine Familie, aber einmal schaute er mich ziemlich ernst an und sagte: „Ich hätte nie aus North Carolina weggehen dürfen.“ Ich konnte die Traurigkeit in seinen Augen sehen und die Reue über die Dinge, die er in seiner Vergangenheit getan hat. Das hat mich hart getroffen. Rest in peace, Mr. Bandana. Wir vermissen dich!“
Bei der Tragweite eines solchen Songs scheint die Tatsache, dass kaum ein Song die 3:30-Minuten-Marke überschreitet, schon absurd. Wie kann man so viel Story nur in so einen kurzweiligen Song zu packen?
„Das ist einer der Kniffe beim Songwriting: Es ist wie ein Puzzle, und du hast nur 3 Minuten, um diese großartige Story zu erzählen. Ich wollte früher immer Drehbuchautor werden, ich hatte immerzu Ideen für Filme. Auch meine Songs entstehen meist als Filmideen, aber ich habe festgestellt, dass es sehr schwierig ist, einen guten Film zu drehen – vor allem, wenn explodierende Trucks und Gefängnisse drin vor kommen sollen.Dann hab ich mir meine Akustikgitarre angesehen und gedacht: Hm, vielleicht kann ich die gleiche Story auch nur mit der Gitarre und meiner Stimme erzählen. Der Rest ist Geschichte. Aber vielleicht kann ich eines Tages einen Film drehen, ich arbeite dran...“
Einem größeren Publikum hierzulande wurde er auf einer Tour mit The Boss Hoss bekannt gemacht.
„Das war wirklich eine unglaubliche Erfahrung. Eine Sache, die ich dabei gelernt habe, ist, dass es für mich nicht wichtig ist, ob ich einen Song vor 12.000 Leuten in einer Arena oder vor 12 Leuten am Lagerfeuer spiele – ich habe immer die gleiche Performance, es fühlt sich keinen Deut anders an. Die Shows, an die ich mich am meisten erinnere, waren die mit nur knapp 20 Hardcore-Fans in einer kleinen Bar. Aber klar, ich muss schon zugeben, dass es schon irre war, in all diese gesichter zu sehen auf der Boss Hoss Tour. Und wenn 12.000 Leute mit dir den Train Whistle gleichzeitig pfeifen, ist das schon rekordverdächtig!“
Aktuelles Album: Bad Hombre (PeopleLikeYou)