Seit Wanda und Bilderbuch in aller Munde sind, hat Austro-Pop deutschsprachig und hip zu sein. Purple Souls aus Salzburg und Wien unterstreichen nun allerdings, dass es auch anders geht. Musikalisch angelehnt an den klassischen Britpop der späten 90er- und 00er-Jahre und textlich inspiriert von der schlaflosen Großstadt New York, setzt die Band für ihren Erstling ´Williamsburg´ auf handgemachte Songs ohne elektronisches Beiwerk, die bisweilen dunkel funkeln und auch nicht mit verspielter Opulenz geizen.
Für ihr Debüt haben Purple Souls einen langen Anlauf genommen. Sechs Jahre gibt es das Quartett nun schon, doch es brauchte eine Reise in die pulsierende Metropole New York, bis der Weg für das erste Album frei war. Das kreative Flair des Künstlerviertels Williamsburg, das nun der Platte den Namen gibt, sorgte für wichtige Impulse und hinterließ seine Spuren in den Liedern: ein nächtlicher Streifzug durch eine unvergleichliche Stadt.„Wir haben dort einfach das Leben aufgesogen und in einem abgefuckten Hinterhof angefangen, mit einer Akustikgitarre Songs zu schreiben, die wir uns in unseren Köpfen viel größer vorgestellt haben, als sie damals de facto geklungen haben“, erinnert sich Sänger und Gitarrist Jakob Wöran im Westzeit-Interview. „Die Freiheit dort ist schon faszinierend. Du hast an jeder Ecke mit künstlerischem Schaffen zu tun. Der Sänger von Fleet Foxes sitzt neben dir im Café und am Abend kommt der Sänger von The National in die Bar. Da bist du einfach geflasht von diesem künstlerischen Melting Pot. Dort ist jeder gleich, alles ist so frei von Allüren.“
Trotz des Traumstarts lief danach nicht immer alles glatt für Jakob und seine Mitstreiter Stefan Weiss, Dominik Nießl und Elias Müller. Zurück in der Heimat nahmen sie ihrem Erstling auf, nur um die Aufnahmen anschließend schnell wieder zu verwerfen.
„Das Album war einfach zu unausgegoren und für ein Debüt einfach zu wenig frech“, ist der Frontmann sicher. „Es war sehr Folk-inspiriert und sehr, sehr stark auf Akustikgitarren basierend. Es war zu minimalistisch, zu wenig sphärisch und uns fehlten die breiten Gitarrenwände. Wir waren einfach nicht zufrieden.“
Es waren die ehemaligen Indie-Lieblinge Heinz aus Wien, die Purple Souls anschließend die Augen öffneten und für die Band schnell zu Mentoren wurden.
„Sie haben an bestimmten Stellen an unseren Songs geschraubt, und plötzlich haben wir gemerkt, dass sich ein roter Faden durch die Lieder zieht“, erinnert sich Jakob. „Das war ein sehr kreativer Denkprozess, bei dem wir textlich, aber vor allem musikalisch alles noch einmal reflektiert haben, bis wir auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind.“
Herausgekommen ist ein kraftstrotzendes Album, das einen dichten, atmosphärischen Sound, einen ordentlichen Schuss Melancholie und vor allem eine Menge Pop-Appeal vereint und all diejenigen begeistern sollte, denen Coldplay zu weichgespült und die Editors bisweilen zu abgehoben sind – facettenreich und eingängig, emotional und ehrlich. Veredelt wurden die Aufnahmen in New York, wo alles begonnen hatte.
„Dass wir die Platte dort fertig machen konnten, wo wir die Songs geschrieben hatten, war natürlich super für uns“, gesteht Jakob. Dabei unterstützte kein Geringerer als Ted Jensen die Band beim Feinschliff, obwohl der amerikanische Mastering-Spezialist für gewöhnlich eher Grammys für seine Arbeit mit Norah Jones, Green Day oder Arcade Fire abstaubt, anstatt mit österreichischen Debütanten zu kollaborieren. Doch das war noch nicht alles: Ohne Albumveröffentlichung im Rücken wurden Purple Souls letzten Frühling eingeladen, vor über 100.000 Menschen im Vorprogramm von AC/DC auf dem Festivalgelände an der Formel-1-Rennstrecke in Spielberg aufzutreten. „Da haben wir gewusst, dass unser Weg nicht so falsch sein kann“, übt sich Jakob charmant in Understatement.
Jetzt bereitet sich die Band auf ihre nächste Deutschland-Tournee im April vor und hofft, dass das Faible der Deutschen für Musik aus dem Alpenland auch weiterhin anhält.
„Wenn wir nach Deutschland kommen, merken wir, dass wir derzeit sehr willkommen sind“, freut sich Jakob. „Das ist sehr schön und bleibt hoffentlich noch lange so!“
Aktuelles Album: Williamsburg (RAR / Motor)
Weitere Infos: www.purplesouls.com