The Subways starten mit ihrem vierten Album in eine neue Ära. Warum sie dabei von Comic-Superheld(inn)en begleitet werden, kommunizierten die Fantastischen 3 aus Hertfordshire (England) in lockerer Atmosphäre in Hamburg. Knapp zehn Jahre ist es nun her, als Billy Lunn (Gesang / Gitarre), Bruder Josh Morgan (Schlagzeug) und Charlotte Cooper (Bass) mit ´Young for Eternity´ debutierten. Sie gaben dem Indie-Rock neue Alternativen, verhalfen dem Punk zu einem weiteren Comeback, und versprühten jugendlichen Elan mit Charme. Musikalisch gereift, setzten die Drei 2008 mit ´All or Nothing´ alles auf eine Karte, um weitere Karrieresprünge 2011 mit ´Money and Celebrity´ gebührend zu feiern.
Nun lümmeln sie sich zum Interview im ´Zwischengeschoss´, einem gut frequentiertem Studio unweit der Reeperbahn. In dem einstündigen Gespräch vergeht kaum eine Minute, in der keine Tränen gelacht werden.Ernster wird es lediglich in dem Moment, da Lunn über die Entstehung des neuen Songs ´Just like Jude´ sinniert. Die Novelle ´Jude the Obscure´ von Thomas Hardy stand Pate für den Song, weil Lunn mit dem Protagonisten des Buches mitfühlte.
„Ich bin sehr glücklich mit dem Gedanken der lyrischen Idee dahinter. Es hat auch etwas mit Alkoholismus zu tun, und wie ich bisher damit lebte.“
Morgan und Cooper haben besagtes Buch nicht gelesen. „Aber ich glaube ihm“, betont Charlotte. Überhaupt scheint es dem Trio nicht schwer zu fallen, überall die richtigen Worte zu finden. Die erste erfolgreiche Single des Trios, ´Rock´ n´Roll Queen´, wurde gleich in mehreren Sprachen aufgenommen. „We don´t need money to have a good time“ beinhaltet in der Bonus-Version den Chorus in Deutsch. Das neue, selbstbetitelte Album wurde jedoch ausschließlich in Englisch eingesungen, obwohl das neue Label der Band seinen Sitz in Deutschland hat.
„Deshalb war es diesmal einfacher für uns!“
Lachend kommuniziert Lunn die Entstehung des neuen Werkes:
„Diese Produktion war die Einfachste und die Schwerste zugleich. Einerseits gab es diesmal keine Texte in ausländischen Varianten. Totale künstlerische Freiheit, wir konnten quasi tun, was wir wollten. Andererseits musste aber auch jedes Studio selbst angemietet werden, jeder Zeitplan selbst erstellt. `The Subways´ ist der erste Longplayer, durch den wir uns komplett selbständig durchkämpfen mussten. Es gab niemanden, der uns sagte, wann wir welchen Mix fertigen oder wann wer im Studio anwesend sein musste. Als Ergebnis dessen kannst Du nun meine ersten grauen Haare sehen...“
Logische Schlussfolgerung: Das vierte Studioalbum heißt so, wie die Band, die es sich selbst erarbeitete!
Denn die Subways sind erwachsen geworden. Sie arbeiten nicht mehr als ´Auszubildende´ mit ihren Idolen zusammen (´All or Nothing´-Producer Butch Vig arbeitete mit den Subways-Helden von Nirvana, deren Drummer Dave Grohl mit seiner aktuellen Formation Foo Fighters bereits von ´unserem´ Trio supported wurde), sondern sie können nun gar andere Gruppen unterstützen. Lunn z.B. würde gerne auch andere Musiker(innen) produzieren. Weiterhin sind die Subways so gefestigt, dass sie mit diversen Glamrock-Interpretationen gar die Musik ihrer Erzeuger zitieren können.
Lunn: „Unsere Eltern waren große Fans von T.Rex. Jede kleine Reise, besonders an den Wochenenden bzw. Sonntags, wurde mit Musik begleitet. Es wurde Smokey Robinson gespielt; Motown-Songs. Mum liebte Smokey Robinsons Musik, Dad hörte hartes Zeugs von Hendrix oder AC/DC. Hoffentlich sind wir in der Lage, irgendwann eine Marke darzustellen wie David Bowie oder Deep Purple. Das größte aber war, dass unsere Eltern (und all die anderen Eltern, in deren Schlafzimmern wir musizierten) uns zuriefen `Lauter! Aufdrehen! Großartig!´. Hoffentlich werden wir auch einmal solche Eltern. Persönlich wuchsen wir mit den Smashing Pumpkins auf. Mit Nirvana. `I´m in love and it´s burning in my soul´ ist (unser) Doctor Feelgood (-Track), `Taking on all the blame´ ist inspiriert von Oasis. Wir spielen einfach, was wir ganz hinten im Kopf erinnern!“
´Twisted Game´ erinnert latent an die legendären Beastie Boys. Gepaart mit dem Glam fällt einem gleich eine Schlagzeile ein: The Glam(our) & the Beastie Boys.
Lunn: „Die Beastie Boys waren in der Lage, mit Worten rhythmisch Energie zu erzeugen. Und ja, Charlotte ist definitiv der Glamour dieser Band. (Mit Blick auf den Bruder) Josh und ich sind nicht glamourös. Wir mögen es, einfach unsere Musik zu spielen, sie zu mischen, Sachen zusammen erarbeiten.“
Frage an Charlotte: Sind Josh und Billy manchmal biestig?
Charlotte: „Ähm...“ (kommt kaum zu Wort). Billy & Josh: „We´re quiet loud!“ Es ist nicht zu verbergen, diese Menschen haben viel Spaß miteinander. Passenderweise heißt ein Song denn auch ´Good Times´. Was benötigen die Subways, um ´Gute Zeiten´ zu haben? Lunn, wie aus der Pistole geschossen:
„Die Menschen, die wir lieben! Das ist das einzig Wichtige im Leben. Unter Umständen noch etwas Geld. Das benötigen wir schließlich, um etwas zu Essen kaufen zu können. Sollte Geld jedoch zum Fokus des Interesses werden, zerstörst du dich innerlich selbst. Es ist schön, von einem Freund immer wieder daran erinnert zu werden. Von jemandem, der gute Zeiten mir dir verlebte, als du noch kein Geld hattest. Dieser Jemand ist dann wiederum eine der Personen, die wir lieben. Genau darum habe ich diesen Song geschrieben! Solange du Menschen hast, die sich um dich sorgen, solange kannst du auch gute Zeiten haben!“
Ebenfalls eine gute Zeit sollten die Fans bei der CD-Release-Party haben. Diese steigt am 06.02.15 in Bremen. Das dortige Venue ist ein ganz besonderer Ort – es lässt sich die Kuppel des Daches öffnen. Vielleicht fliegt dort dann ein Comic-Superheld hinein... schließlich ist das Subways-Album im ganz Comic-Style gehalten, die Videos zu ´My heart is pumping to a brandnew beat´ / ´I´m in love and it´s burning in my soul“ sind ebenfalls eine Animation von Bildern.
„Ein junges ungarisches Mädchen namens Sash hatte Comics von uns hochgeladen. Absolut verblüffend. Letztendlich machte sie sogar das Artwork zum Cover, nachdem wir mit ihr über das Design gesprochen hatten, sie zu uns ins Königreich gekommen war. Sie hatte ihre Ideen mitgebracht. Auch jene, einen Comicstrip mit ins Cover unserer CD zu packen, basierend auf ihren Zeichnungen. Steve aus Amerika zeigte uns noch einige Comic-Ideen. Nun gibt es uns in Comics animiert. Zwei Videos. Irgendwie gehörte das für uns zum Prozess der Produktion dazu. Ganz davon abgesehen hassen wir es, Musikvideos zu filmen. Wir lieben es, ausschließlich für unsere Fans die Bühne zu betreten!“
Und dabei ein Bad in der Menge zu nehmen, wie beim letzten Hurricane-Festival?
Lunn: „Ich denke, für uns alle ist es ein ritualistisches Ding, auf der Bühne zu stehen. Es drückt sich auch körperlich aus. Es ist mehr, als einfach nur die Songs zu spielen. Wir wollen alle dazu aufrufen, eine gute Zeit zu haben. Dieser Spaß beinhaltet es auch, sich direkt in die Menge zu begeben. Es ist wie... der Urschrei! Direkt vom tiefsten Platz in deiner Seele. Ich realisiere immer wieder, woher die Musik kommt, wie sie uns spirituell zusammen bringt. Nicht nur körperlich! Wäre ich religiös, Musik wäre mein Gott!“
Lunn, Morgan (verbrachte die Zeit des Interviews größtenteils lächelnd, mischte sich selten ins Gespräch ein) und Cooper (arbeitet im Studio am liebsten isoliert von den anderen beiden) sind stolz, nunmehr aus vier Alben ein Live-Programm zusammenstellen zu dürfen, um es täglich neu zu mixen.
Lunn: „Als wir mit ´Young for Eternity´ erstmals nach Deutschland kamen, wurden wir gefragt, ob wir auch 90 Minuten spielen könnten. Aber wir hatten lediglich ein Album mit 38 Minuten Spielzeit, und mussten so unsere Songs stets etwas ausweiten...“
Aktuelles Album: The Subways (Ferryhouse Productions / Warner) VÖ: 06.02.
Weitere Infos: http://www.thesubways.net Foto: Greig Clifford