Erst vor einem Jahr legten die beiden Schwestern Lily und Madeleine Jurkiewicz mit ihrem selbst betitelten Debüt das Songwriter-Album des Jahres vor. Es war ein Werk, wie es die Fachwelt und Fangemeinde gleichermaßen sozusagen auf dem falschen Fuß erwischte - denn wer hätte schon erwartet, dass ausgerechnet zwei Teenager aus Indiana ein Album zu fabrizieren im Stande wären, dass in Bezug auf das Songwriting, die Inhalte und die musikalische Umsetzung gleichsam makellos inszeniert erschien?
Immerhin scheitern Größere regelmäßig an solchen Versuchen, zumal das Material von exquisiter Reinheit und unschuldiger Perfektion ausgezeichnet war. Und nun legen Lily & Madeleine mit ´Fumes´ ein Nachfolgealbum vor, das diesem Wunderwerk in nichts nachsteht und gleichzeitig bereits eine musikalische Weiterentwicklung offenbart. Grund genug, einmal das Geschäftsgeheimnis der Damen zu hinterfragen.„Beim ersten Album und der EP wussten wir ja noch gar nicht, wie man Songs aufnehmen muss, weil wir ja vorher noch nie in einem Studio gewesen waren“, erklärt Madeleine, die ältere der Schwestern, „bei dem zweiten Album wussten wir hingegen nun recht genau, was wir wollten und wie man das erreichen kann. Wir haben auch mehr Zeit darauf verwendet, die Sachen einzuspielen und genau auszuarbeiten, was wir aussagen wollten. Ich bin zumindest ziemlich stolz auf das Ergebnis und kann auch sagen, dass es genauso klingt, wie ich es haben wollte.“
Die Schwestern schreiben ihre Songs selber und arbeiten auch die phantastischen Gesangsharmonien aus, lassen sich aber bei der musikalischen Ausarbeitung von Kenny Childers (Gentleman Caller) beraten. So entstanden auch die Arrangements der neuen Scheibe. Woher kommen dabei die Themen für die Songs?
„Meistens schreiben wir über Dinge, die wir erlebt haben oder die in unserem Leben passiert sind“, erklärt Lily, „manchmal nutzen wir aber auch Metaphern, um Dinge indirekt zu beschreiben, so dass sie auf verschiedene Art interpretiert werden können.“
Gibt es dabei ein Thema auf der neuen Scheibe?
„Ja, ich denke, dass das Thema die Fähigkeit ist, die eigene Kraft zu finden und die Kontrolle zu ergreifen“, überlegt Madeleine, „es gibt dabei zwar auch düstere Songs aber diese wollen wir keineswegs als depressiv verstanden wissen.“
Bei den Videos zu ihrer ersten LP präsentierten sich Lily & Madeleine als ernst-hafte, von Existenzängsten geplagte, tiefsinnige Teenager und versprachen, in Zukunft auch ein Mal fröhlicher aufzutreten – was mit der neuen Scheibe allerdings nur teilweise eingelöst wurde.
„Nun ja, es sind ja auch eher Songs über den Zustand der Welt, wie sie ist“, gibt Lily zu bedenken, „und nicht um eine idealisierte Form der Wahrnehmung. Es geht auf der Scheibe darum, Deine Kraft darauf zu verwenden, so gut zu werden, wie Du werden kannst.“
In dem Sinne ist auch der Titel des Albums zu verstehen: ´Running On Fumes´ bedeutet, mit dem letzten Tropfen im Tank herumzufahren.
„Ja, aber das ist dann ist das doch auch wieder eine inspirierende Situation“, erläutert Madeleine, „jedenfalls für uns; und zwar weil wir dennoch weiter machen und das Licht am Ende des Tunnels erreichen wollen – was in unserem Fall Erfolg und Spaß bedeutet.“
Den sollen die Mädels auch ruhig haben: Im November werden Lily & Madeleine auch erstmalig auf unseren Bühnen zu bewundern sein. Sofern das Benzin im Tank reicht …
Aktuelles Album: Fumes (Asthmatic Kitty / Cargo)