Das Leben verändert sich sekündlich, von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag und so weiter und so fort. Da geraten Dinge schon mal aus Blick. Ziehen viel zu schnell vorbei. Verschwimmen. Verzerren. Verschwinden. Darauf gilt es auch als Band zu reagieren. Die Kölner Truppe Komparse hat genau diese Reaktion ins Zentrum ihres Schaffens gerückt. „Komparse ist ein ständiger Versuch, alles zurückzusetzen, um es genauer betrachten zu können“, erklärt Sänger und Gitarrist Bodo von Zitzewitz, „das anschließend Protokollierte fügt sich dann zu einem Klangtagebuch.“
Vom Alleingang zur GruppenarbeitDoch gibt es sehr unterschiedliche Arten die umgebende Welt zu protokollieren. Auch in dieser Hinsicht mussten Komparse ihre Technik verfeinern.
„War die Arbeit an der vorherigen Platte durch einen kompletten Alleingang von mir gekennzeichnet“, fährt Bodo von Zitzewitz fort, „hat sich für ‚Alles auf Null setzen’ eine Dreigliederung durchgesetzt. Die Texte kommen nach wie vor von mir, ich schreibe aber erste Liedskizzen mit unserem neuen Gitarristen Antonio Topino am Rechner. Diese Entwürfe werden dann an die restlichen Mitglieder geschickt und damit in den Bandkochtopf geworfen und neu aufgekocht. Wenn alle zufrieden sind, tauschen wir den virtuellen Proberaum mit einem echten.“
Doch die Realität des echten Proberaums hält für Komparse durchaus neue Überraschungen bereit; denn nicht alles, was am Rechner super klingt, klingt auch im Bandkontext cool. Also wird weiter an den Stücken gefeilt. Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass auch Rock’n’roll verdammt harte Arbeit sein kann.
„Wichtig ist allerdings auch, dass man sich nicht komplett im Dschungel des Perfektionismus verliert“, weiß Bodo von Zitzewitz, „wer so gar nicht loslassen kann, der wird ihnen irgendwann die Seele austreiben. Und darüber hinaus auch keinen Spaß mehr an seinen eigenen Liedern haben. Und wer will die dann noch hören?“
Jedes Stück eine gute Geschichte
Was ist aber überhaupt die Grundvoraussetzung dafür, dass jemand von Musik gefesselt wird? Auch eine Überlegung, die Komparse gemacht haben.
„Jedes Stück muss ausnahmslos eine gute Geschichte erzählen“, daran lässt Bodo von Zitzewitz keinerlei Zweifel. Und die Geschichten, der auf dem Album erzählt werden sind nicht auf Teufel komm’ raus bedeutungsschwanger oder mit einer tiefschürfenden Botschaft überfrachtet. Sie sind voller Leichtigkeit. Und zeigen, dass auch die melancholische Seite, die Komparse-Stücken durchaus eigen ist, ein lebhaftes Element haben können. Das mit dem Geschichten erzählen ist auch ein Grund dafür, dass Komparse auf Deutsch singen.
„Wer so richtig schön in sich fließende Geschichten erzählen will, kann dies nur in seiner Muttersprache tun“, davon ist der Komparse-Sänger überzeugt, „es sei denn, man ist komplett zweisprachig aufgewachsen.“
War nicht zu Beginn von einem Klangtagebuch die Rede? Richtig! Bezogen auf die aktuelle Komparse-Platte ´Alles auf Null setzen´, kann ihr attestiert, dass die Lieder nicht nur allesamt eine gute Geschichte erzählen – spannend und immer wieder überraschend- sondern auch eifrig am Klangtagebuch einer ganzen Generation mitschreiben.
Aktuelles Album: Alles auf Null Setzen ( )