Unstillbarer kreativer Hunger hat die fünf Schwedenhappen von den Shout Out Louds permanent vorangetrieben. Über bisher drei Alben. Bei der aktuellen Platte muss er wohl noch größer gewesen sein. „Schon länger vor Ende der letzten Tournee haben wir das Studio gebucht“, erzählt Sänger und Gitarrist Adam Olenius, der auch in der Lage ist, sich bereits unterwegs mit neuen Stücken auseinanderzusetzen, „denn zumindest erste Skizzen habe ich ein paar Mal nach dem Soundcheck oder im Bandbus aufgezeichnet. Das Eröffnungsstück ´Sugar´, das ist beispielsweise in Wien entstanden.“
Nicht mit den Liedern kämpfenNachdem die neuen Stücke von den Shout Out Louds so fröhlich klingen, wie nie zuvor, sei die Frage gestattet, wie es dazu kommt?
„Das hängt wohl mit mehreren Faktoren zusammen“, fährt Adam Olenius fort, „die Tatsache, dass wir zum ersten Mal selbst produziert haben, hat unglaublich viel Adrenalin ausgeschüttet. Aber auch die Art und Weise des Einspielens der Stücke war eine ganz andere. Wir haben nicht lange mit den Liedern gekämpft. Für die meisten davon habe ich lediglich einen rohen Entwurf gemacht. Gitarre, Bass und Stimme. Mehr nicht, diese Stücke haben wir dann gleich ins Studio geschleppt, ein wenig rumgejammt, dabei war die Tür für die Ideen der anderen ganz weit offen. Und ohne lange zu proben haben wir gleich aufgenommen.“
Der berühmte erste Mitschnitt also. Der Moment, in dem das Lied noch unberührt und unverfälscht ist und nicht durch ewiglange Proberei seinen Charme verloren hat. Der Moment, in dem sich die Musiker direkt in die Augen schauen und sich gegenseitig überraschende Klänge hin und her spielen. So hat sich im Gegensatz zu den sehr grau gehaltenen Szenerien des Vorgängeralbums „Work“ Mut, Leuchtkraft und verspielte Melodieseligkeit in den Stücken eingenistet.
„Das geschah absolut organisch. Wir suchten nie nach einem klar und deutlich vor uns liegenden Weg, sondern verließen uns darauf, dass der richtige Weg nicht unbedingt rational oder vernünftig sein musste“, schiebt Adam Olenius nach.
Betörende Melodieseligkeit
„Diese Melodieseligkeit war so betörend, dass wir beim Einspielen unserer eigenen Stücke unbändige Lust zum Tanzen bekamen“, lacht Adam Olenius, „dieses Gefühl hat uns natürlich zusätzlich beflügelt.“
Melodie allein jedoch reicht ja nicht für ein aufregendes Stück, das wissen auch die fünf Schweden und haben noch ordentlich Spannung und Tempo dazu gepackt. Auch gibt es dieses Mal wieder Streicher zu hören, die hatten Shout Out Louds zuletzt auf dem zweiten Album eingesetzt. Doch auch nur bei zwei Stücken, auf ´Optica´ hingegen wird es richtig üppig. Adam Olenius schafft es zudem, in jedem Stück zu emotional hochformatigem Gesang aufzulaufen. Auf der aktuellen Scheibe sind Shout Out Louds purer Pop. Pop, der vielfach sogar an die großen Schweden ABBA erinnert.
„Das ist doch nicht schlimm, mit solch einer Band verglichen zu werden“, kontert Adam Olenius, „eher ein Ehre, was sie in Sachen Poprhythmus und -harmonien geleistet haben, ist phänomenal. Und wir kopieren ja nicht.“
Das nicht, aber fast so perfektionistisch, bis hinein ins kleinste Detail, sind sie dann schon. Da musste dann doch ein wenig Druck der Plattenfirma her.
„Durch den Hinweis darauf, dass wir doch aufgrund des projektierten Veröffentlichungsdatums, mal zum Schluss kommen sollten, haben einfach mutigere Entscheidungen inbezug auf die Lieder getroffen. Denn die Lockerheit, die durch monatelanges Proben zerstört werden kann, kann auch durch überzogenen Perfektionismus komplett verschwinden.“
So sind es durch die ausbalancierte Kombination von Aufbruchsstimmung in der Band und dem Druck von außen perfekte Lieder mit einem sympathischen Anteil von Menschlichkeit entstanden. Weil die Shout Out Louds auch auf ´Optica´ ihr gesamtes überzeugendes Klangspektrum aufgefahren haben, wird durch den großen, warmen und freudestrahlenden Schwedenpop der Tanzfunke ohne Zeitverlust auch bei den Zuhörern gezündet.
Aktuelles Album: Optica (Vertigo / Universal Music)
Foto: Frode & Marcus