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DEMENTED ARE GO

Zurück im Irrenhaus

DEMENTED ARE GO

Ende der 70er Jahre standen die Zeichen in der Musikwelt auf Sturm und Revolution: Punkrock bahnte sich seinen Weg durch Europa und wischte mit einem Schlag alles Vorhergewesene beiseite. Etwas Bahnbrechendes lag in der Luft: Eine kreative Empörung, die auf den Stil, die Musik und das gesamte Sein einer ganzen Generation übergriff: Glamrock verschwand staubig-plüschig vom Tapet, schmierige Teddyboys lieferten sich Straßenschlachten mit den Anhängern dieser neuen unerhörten Gruppierung, das Establishment war schockiert und der Rest der Welt kriegte vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu.

Gleichzeitig waren die frühen Tage des Punkrocks jedoch auch die Geburtsstunde einer völlig neuen Subkultur, die das Brachiale des Punks mit dem nostalgischen Sound der 50er verquickten: Leute, die auf Eddie Cochran, Roy Orbison und Gene Vincent standen, gleichzeitig aber das konservative Styleverständnis der Rockabillies als zutiefst obsolet empfanden: Psychobilly stand in den Startlöchern eine der verrücktesten, durchgeknalltesten und reisefreudigsten Szenen aller Zeiten zu werden und das Lager spaltete sich schon früh in jene Puristen, die nur The Meteors als einzig wahre Band verstanden und jene, die gerade die Anarchie und Grenzenlosigkeit des Punks zu schätzen wussten und keinen Regeln folgte, ihre Helden waren Demented Are Go, vier Jungs aus Cardiff, die sich in den folgenden 30 Jahren ihrer Bandgeschichte zu Göttern ihres Genres entwickeln und unzählige Bands, wie u.a. Tiger Army beeinflussen sollten.

Sparky, Mastermind und Kopf von Demented zu interviewen war ein schwieriges Unterfangen: Frisch gestiefelt und gespornt erschien ich zur Secret Show und vorherigem Face to Face Interview, um von einem völlig hektischen Sparky, der wild mit einem Fön rumfuchtelte, abgewiesen zu werden: “I have to fucking blowdry my hair!!”, weiter ging es im Laufe des Abends mit bedauernden Achselzucken seitens des Labelmenschen, dem er auch entwischt war bis hin zu “I have to do my makeup!” Komischerweise flippte ich nicht total aus, sondern fand ihn in seiner ganzen Schrulligkeit immer noch liebenswert. Wir einigten uns auf einen Phoner, den wir dann auch mit Ach und Krach, aber auch einer Menge Spaß hinter uns brachten.

Euch gibt es seit 30 Jahren und es hat im Laufe der Jahre ja schon einige Änderungen im Line Up gegeben, wobei DAG ohne Dich gar nicht existieren könnte. Hast Du jemals daran gedacht aufzuhören, wenn es mal so richtig mies lief?

„Ich könnte mir ein Leben ohne die Band nicht vorstellen, DAG ist mein Leben und selbst in Zeiten, in denen ich auf der Straße saß und keiner mehr was mit mir zu tun haben wollte, dachte ich nie daran die Band aufzulösen. Ich weiß, dass meine Bandmates mit mir manchmal einen schweren Stand hatten, darum sind ja auch schon einige abgehauen, aber ich liebe was ich mache. Mittlerweile versuche ich wenigstens diese totalen Abstürze zu vermeiden, weil niemand kommt, nur um mich total am Ende da rumstolpern zu sehen. Ich bemühe mich wenigstens immer noch eine gute Show zu liefern, unsere Fans haben schon einiges mitgemacht und sind immer noch da. Das weiß ich jetzt auch zu schätzen!“

Es ist erstaunlich, wie frisch und knackig Ihr Euch bei Eurer letzten Show angehört habt und ich hatte den Eindruck, dass deine neue Band Dir ziemlich gut tut. Mit den beiden Mitgliedern von Pitmen und Heartbreak Engines kommt die Hälfte von Demented Are Go ja nun aus Deutschland. Wer hätte das jemals gedacht?

„Das hätte ich mir früher nicht träumen lassen, dass ich mal eine deutsch/britische Band haben würde, aber es klappt total gut, Grischa und Stan wissen mich zu nehmen und als meinen ältesten Freund habe ich immer noch Ant, der ja schon seit der Gründung dabei ist. Mit der Besetzung habe ich auch wieder die Energie gefunden, ein neues Album aufzunehmen und ausgiebig zu touren. Die Jungs stehen 100 Prozent hinter mir und sind geduldig, mal ganz davon abgesehen, dass ich schon früher gerne mit den Heartbreak Engines und Pitmen gespielt habe, weil ich beide Bands schon immer großartig fand und die Chemie stimmte. Wir werden diesen Sommer viel unterwegs sein: Europa, Australien und USA stehen auf dem Programm, falls man mich dort rein lässt, das Thema ist ein bisschen tricky.”

Bei allen Totalabstürzen komm ich nicht umhin, Sparky zu mögen und DAG sind immer noch das was sie schon immer waren: Legenden!

Wer ihre neue Scheibe ‚Welcome to Insanity Hall‘ in die Finger kriegt, wird sich zurückversetzt fühlen in eine Zeit, als Psychobilly still dangerous war und Passanten noch verstört die Straßenseite wechselten. Hach!!

Aktuelles Album: Welcome To Insanity Hall (People Like You / EMI)

Foto: Dirk Behlau

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