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BIG TALK

Trommelstöcke, Gesang und ein guter Scotch

BIG TALK

Was bedeutet es, wenn der Schlagzeuger Ronnie Vannucci ein Soloalbum vorlegt? „ich weiß nicht, was soll es bedeuten“, möchte man anstimmen, es sei denn man weiß, dass er der Trommelknecht von The Killers ist. Aber, um es gleich vorweg zunehmen, es bedeutet jedenfalls nicht, dass The Killers als Band in Frage stehen. „Das bedeutet lediglich, dass ich unbändige Lust auf Musik habe und das eine kreative Unterbrechung, wie jetzt bei The Killers bei mir Langeweile aufkommen lässt“, bekräftigt Ronnie Vannucci, „ich kann nicht einfach stillsitzen und warten.“

Bloß keine Zeit verschwenden

Spannend wird es mit Ronnie Vannucci, wenn er offenbart, dass er nicht nicht nur Schlagzeug spielt. Er ist auch fit an Gitarre und Klavier. Er singt und schreibt großartige Stücke. „da sammelt sich was an, auch wenn du fast neun Jahre ununterbrochen mit The Killers welt weit unterwegs bist“, erklärt er, „so 50 bis 60 Skizzen erschienen es mir wert, dass ich mich mal genauer mit ihnen auseinandersetze. Dazu ein paar Flaschen richtig guten Scotch und die Arbeit konnte beginnen. Wobei Arbeit das komplett falsche Wort ist, ich bin so glücklich, dass ich das Privileg genieße, genau das tun zu dürfen, was ich unbedingt tun will. Ich liebe und lebe Musik, Musik, Musik.“

Dass diese Liebe zu großen Liedern führen kann, dass hat Ronnie Vannucci bereits bei The Killers unter Beweis stellen können, als er sein kreatives Schärflein zu Stücken, wie „Believe Me Natalie“, „Spaceman“, „Bones“, „Human“ oder „Somebody Told Me“ beiträgt.

„Doch bei meinen eigenen Stücken wollte ich einfach anders auf die Strukturen schauen“, fahrt Ronnie Vannucci fort, „bei The Killers wird im Kollektiv gearbeitet, da bleibt auch schon mal eine eigene Idee, von der man nicht lassen will, im Konsens stecken. Das ist im Bandzusammenhang gut so, weil es nicht anders geht.“



Großen Heldenverehrung

Irgendwie ist er schon besessen und so verwundert es auch gar nicht, dass Ronnie Vannucci alle Instrumente selber spielt. Alle? Na ja, fast alle. Nur sein alter Kumpel Taylor Milne durfte mal zur Gitarre greifen und ein wenig mitsingen. Der überwiegende Teil der Produktion liegt in den Händen von The Strokes-Produzent Joe Chiccarelli, der einmal sogar zum Bass greift. Gemischt wird das Album vom langjährigen Killers-Weggefährten Alan Moulder. Zwölf Lieder haben es auf das Solo-Debüt geschafft. Dabei huldigt Ronnie Vannucci seinen eigenen großen Helden. Gleich im ersten Stück ´Katzenjammer´ zollt er Who-Schlagzeuger Keith Moon Respekt, in ´Getaways´ klingt Tom Petty mit seiner Art Chöre zu arrangieren durch und auch Tom Petty-Gitarrist Mike Camphell kommt zu Inspirirationsehren. Und so geht die wilde Reise durch die Musikgeschichte weiter. Erwähnenswert sind noch die Anleihen bei The Cars Ric Ocasek.

„Du musst immer wissen, wo du stehst“, sagt Ronnie Vannucci, „und da kann der Blick in die Rock geschichte doch sehr hilfreich sein, dann verarbeitest du deine Einflüsse bewusst. Und dann musst du dir nicht hinterher vorwerfen lassen, du hättest irgendwo geklaut.“

Ronnie Vannuccis Vorliebe für Scotch taucht auch in den Texten immer wieder auf, „It’s not too early for whiskey“ schmettert er gleich im ersten Stück und in einem weiteren Lied wird er gleich beim Titel sehr konkret ´No Whiskey´. Ganz egal ob es derviele Whiskey oder sonst was war. Ronnie Vannucci hat mit ´Big Talk´ eine Platte vorgelegt, die vor Charme, Spielfreude und melodischen Kunststückchen nur so glänzt. Der Mann sollte öfter mal hinter seiner Schießbude hervor klettern und sich dem Liedermachen widmen.

Jetzt, wo die Platte „Big Talk“ die Regale der Händler ziert, und Herr Vannucci noch schnell entschlossen, seinen B.A. in Sachen Perkussion an der University of Nevada in Las Vegas gemacht hat, schien schon wieder die große, grüne Langeweile am Horizont heraufzuziehen. Und damit genau das nicht passiert und er nicht einrostet, hat er beschlossen, es auch tourtechnisch noch mal wissen zu wollen und wird im September auch Europa mit ´Big Talk´ beglücken. Eins ist dabei sicher, wer so viel Spaß an seiner Musik hat, der wird diesen auch von der Bühne herab ins Publikum schleudern.

Aktuelles Album: Big Talk (Epitaph / Indigo)



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