Sie zieren sich nicht lange und suchen keine Ausreden. „Wir sind auf alle Fälle durch unsere Eltern beeinflusst worden“, gesteht stellvertretend der Coogans Bluff-Gitarrist Willi Paschen, „ob es nun The Beatles sind, Tom Waits oder Led Zeppelin, Cpt. Beefheart oder Frank Zappa waren, über die wir gestolpert sind, im heimischen Plattenschrank standen sie herum. Wir haben die Musik teilweise so oft und so gerne gehört, dass die Eltern die Platten uns letztlich überlassen haben. Das haben wir als echte Auszeichnung betrachtet.“ Wer nun denkt, ganz klar zu wissen, wie eine solche Band klingen muss, der irrt; denn auch die elektronische Seite kommt mit den Alben Kraftwerk 1 und 2 zum Zuge. Und wer jetzt an pure Retro-Musik denkt, der irrt sowieso.
Wohltuend altmodischDie angesprochene elterliche Plattensammlung klingt bei Coogans Bluff zwar hörbar durch, doch ist das Ergebnis des Schaffens auf der neuen Platte „Magic Bubbles“ etwas Ureigenes. Denn bei der krachend rohen Angelegenheit beweisen die vier in Berlin gestrandeten Rostocker ihren eigenen Kopf. Kopieren ist genau so wenig ihr Ding, wie das endlose Jammen im Proberaum. Allein dort können die ausgefallen Kompositionen wohl kaum entstanden sein.
„Da muss jeder schon vorher Ideen entwickeln und ausformulieren. Dabei ist jeder von uns gleichberechtigt“, erklärt Schlagzeuger Charlie Paschen, „auch dann arbeiten wir nicht zu intensiv am Stück. Das Gefühl für das Gute ist schnell da und muss nicht bis in die letzte Note ausgearbeitet werden. Dieser Charme des vermeintlich Unfertigen birgt nicht nur für uns, sondern auch für das Publikum Überraschungsmomente. Jedes Stück, das dieses Stadium erreicht hat, wird gleich beim nächsten Konzert gespielt. Über die Konzerte entwickeln sich dann auch die Stücken und wachsen. In harmonischer Hinsicht und in dynamischer. Doch so ein Lied ist nie fertig, auch nach 50 Konzerten nicht. So bleibt auch die Platte nur eine Momentaufnahme.“
Souliges Gebläse
Bei „Magic Bubbles“ lassen Coogans Bluff auch ihre Liebe für Blasinstrumente voll zum Tragen kommen. Bevor sie der Posaune und dem Saxofon breiten Raum eingeräumt haben, ließen sie erneut den Blick in die Rockgeschichte schweifen.
„So ein richtig faszinierendes Bläserding haben wir auf dem The Rolling Stones-Album ´Sticky Fingers´ entdeckt“, legt Willi paschen diese Wurzeln offen, „wie Bobby Keys’ Saxofon und Jim Price’ Trompete auf dieser Platte den Rock der Stones befeuern ist einzigartig.“
So wird der mächtige, bisher eher psychedelisch angehauchte Coogans Bluff-Gesamtsound durch die beiden Bläser mit ordentlich Soul aufgeladen, was der Platte enorm gut tut weil sie deutlich vielschichtiger wird. „Magic Bubbles“ wird auch dadurch zu einem Experimentierfeld für Immer-Wieder-Hörer, so viel Neues gibt es bei jedem weiteren Lauschen zu entdecken. Damit die CD auch nach wirklicher Patina klingt musste für die Aufnahmen selbstverständlich ein Analogstudio her.
Mit „Magic Bubbles“ zeigen Coogans Bluff, dass man nicht rückwärts gewandt erscheinen muss, bloß weil man sich in der Rockgeschichte ganz gut auskennt und dieses Wissen in die eigene Musik einfließen lässt. Diese Einflüsse bewirkten bei der Viererbande geradezu eine kreative Initialzündung. Aber eine, die nicht nur bis in die Gegenwart reicht, sondern schon weit in die Zukunft blickt.
Aktuelles Album: Magic Bubbles (World In Sound / Van 360 / RTD)