Bear In Heaven sind gerade dabei von der Brooklyn-Sensation zum weltweiten Spektakel zu werden. Ihr neues Werk „Beast Rest Forth Mouth“ erscheint hierzulande gar als Doppelalbum und auch sonst üben sich die Mitglieder nicht in Bescheidenheit: „Es gab Abende, da habe ich bis zu 600 Dollar verdient“, sagt Drummer Joe Stickney und meint damit freilich nicht den Karrierestart der eigenen Band. Worum es geht und was das alles soll, erklären Bear In Heaven aber am besten selbst.
„Jay-Zs Club zahlt viel mehr“, korrigiert Sänger Jon Philpot seinen Kumpel wie aus dem Nichts heraus und es fällt schwer, dem Gespräch der beiden zu folgen. Backstage im Berliner Club Festsaal Kreuzberg haben es sich Bear In Heaven gemütlich gemacht und all die Geldsummen, die sie austauschen, sind die üppigen Gehälter, die man in ihrer Homebase Brooklyn als Barkeeper verdienen kann.Eigentlich ganz gut so, denn niemand innerhalb der Band konnte anfänglich von den Konzerteinnahmen leben und deswegen nutzten die Jungs jede machbare Nebentätigkeit, die sich ihnen bot.
Joe heuerte als gut bezahlte Servicekraft in einem Szenecafe an, Frontmann Jon Philpot verdiengte sich als DJ in diversen Clubs und Gitarrist Adam Wills lebte von dem, was sein Studentendasein hergab. Zusammen wohnten sie nur wenige Fußminuten voneinander entfernt und begannen Bear In Heaven vor fünf Jahren als reines Noise-Projekt.
Zwar ist ihr neues, zweites Album „Beast Rest Forth Mouth“ von diesem Sound so weit entfernt, wie die Gesteinsbrocken des Plutos vom Planeten Erde, einen inneren Zusammenhang gibt es aber trotzdem: „Wenn du auf der Bühne nur herumschrammelst, beobachtest du dein Publikum genau, siehst, was die Leute mögen und an welchen Stellen ihnen das Interesse verloren geht.“
Sagt Jon Philpot, während er sich gemütlich in das eher ungemütliche Sofa des Backstage-Raums fallen lässt. Den Laptop legt er nun endlich beiseite, denn jetzt ginge es einzig und allein um die Musik von Bear In Heaven und da sei volle Konzentration angebracht, scherzt er während die Band geheimnisvoll grinst.
Ein blindes Verständis, dass sich auch beim abendlichen Live-Auftritt zeigt: Auf den Brettern, die die Welt bedeuten kommt ihr makelloser, stets verklausulierter Indierock besonders zur Geltung und nicht mal die abrupten Rhythmuswechsel stören den Spielfluss.
„Wir mögen gewisse Brüche. 1:1 kann jeder, Bear In Heaven ist aber eine Band mit gewissen Spannungen“, philosophiert Adam und erklärt sich selbst zum Chaos-Leader der Combo – Jon dagegen sie der Mathematiker und Joe würde mit seinem Schlagzeug alles ausbügeln, was die anderen falsch machen.
Vielleicht erscheint „Beast Rest Forth Mouth“ auch deswegen mit einer Bonus-Remix-CD im Schlepptau – die ihrerseits zeigen, wie viel Spielraum die Originale besitzen, um selbst gestandenen Elektroproduzenten die Möglichkeit zu geben sie ganz nach ihren eigenen Vorstellungen umzugestalten.
„Es ergab sich durch Zufall, dass wir die Songs zum Mixen freigaben und als dann die komplette Platte durch ‚fremde’ Hände ging, mussten wir die Tracks einfach mit veröffentlichen.“
Auch wenn es das Doppelalbum „Beast Rest Forth Mouth“, die opulenten Sounds und die etwas zu coole Art der Jungs vermuten lässt, auf dicke Hosen machen Bear In Heaven keineswegs - ein Schritt nach dem anderen, lautet ihre Devise:
„Wir haben es bereits geschafft, dass sich deutsche Journalisten mit uns unterhalten“, freut sich Jon aufrichtig, „ist doch eine ganze Menge fürs zweite Album und deswegen lassen wir es weiter ruhig angehen.“
Spaß werden sie auch zukünftig haben, denn „Beast Rest Forth Mouth“ ist mit all den synthetischen, instrumentalen und akustischen Parts eine wahre Freude und reicht locker, um demnächst mehr als ein Insidertipp aus Brooklyn/New York City zu sein.
Aktuelles Album: Beast Rest Forth Mouth (Hometapes / Cargo)
Foto: Nick Helderman