(Knesebeck Verlag, Euro 19,95)
Adaptionen sind schwierig. Ideen und Erzählstränge in ein anderes Medium zu übersetzen gelingt meist nur unzureichend. Im günstigsten Falle sind es eher Nacherzählungen, meist ist es schlimmer. Dies liegt oft daran, dass die Künstler der Adaption sich nicht trauen sich von Original unabhängig zu machen und die Geschichte komplett neu zu erzählen. Dieses Problem hatte auch Moritz Stetter, der sich tatsächlich daran gemacht Franz Kafkas früheste Erzählung ´Das Urteil´ als Graphic Novel umzusetzen. In der Nacht vom 22. auf den 23. September 1912 schrieb Kafka diese Erzählung und fühlte sich am nächsten Tag als Schriftsteller. Sie ist nicht wirklich logisch oder stringent und endet mit einer Katastrophe. Dabei geht es vordergründig um die Auseinandersetzung zwischen einem Vater und seinem Sohn, die nach dem frühen Tod der Mutter nicht wirklich gut miteinander auskommen. Es geht um die Beziehungen des Sohnes zum Freund im fernen Russland, seine Verlobung, seine geschäftlichen Erfolge … Stetter gelingt es dabei weitestgehend genügend Abstand zur Vorlage aufzubauen, um unabhängig zu wirken. Seine Bilder sind kraftvoll, assoziativ und vor allem suggestiv. Konsequenter Weise lässt er die Leser am Ende dann auch mit den gleichen offenen Fragen zurück, wie das Original.