David Sylvian ist Hochkultur. Das wollte er schon in den 80ern mit Japan als Feuilleton-Ausgabe von Duran Duran vermitteln und das hat sich bis heute nicht geändert. Für den Konzertbesucher erschließt sich diese Erkenntnis vor dem Konzert aus der Location und dem Preis. Da es keine aktuelle Veröffentlichung des Meisters gibt, die durch diese Welttournee vorgestellt und beworben werden kann, ist das Thema der Tour klar: David Sylvian selbst natürlich. Oder noch präziser: seine Stimme. Denn die ist das zentrale Moment seiner Karriere. Um diese unvergleichliche Stimme dreht sich in seiner Musik alles. Die Stücke sind in Tonlage, Tempo und Rhythmik auf die Kernkompetenzen des Sylvianschen Kehlkopfes zugeschnitten. Da diese Stimme aber nur in einem relativ begrenzten Rahmen so fasziniert, verläuft ein Konzert von David Sylvian in einer stimmungsmäßigen Monotonie. Doch als Fan weiß man das vorher und will auch nur dieses bestimmte Sylvian-Feeling genießen. Zusammen mit einem kleinen Jazz-Ensemble und seinem Bruder Steve Jansen am Schlagzeug präsentierte er eine Reise durch seine Solokarriere der letzten 20 Jahre. Nichts von Japan oder Rain Tree Crow. Dafür aber von Nine Horses (dem Projekt mit Steve und Burnt Friedman) und ein Stück des mittlerweile erschienenen Soloalbums seines Bruders. Um die Klassiker seiner großen Pop-Alben „Brilliant Trees“, „Dead Bees on a Cake“ oder „Secrets of The Beehive“ kommt er natürlich nicht herum, lässt aber einen gewissen Unwillen erkennen, indem er die romantischen Kompositionen derart verändert, dass man die großen Gefühle nur durch eigenes Vorwissen genießen kann. Klar, dass Sylvian keinen Versuch erkennen lässt, mit seinem Publikum in Kontakt zu treten. Mehr als einen höflichen Dank kann man von einem entrückten Pop-Zauberer und Schöngeist nicht erwarten.