Als die beiden Studenten Walter Becker und Donald Fagen vor mehr als dreißig Jahren die Band Steely Dan gründeten, bereicherte ein neuer, durch perfekte Arrangements aufgewerteter Pop-Sound die eher leichtfüßige populäre Musik. Sie platzierten zwischen ungewöhnliche Rock-Klänge, die durch Blues- und Funkelemente verziert wurden, ausgiebige Jazzharmonien und -rhythmen. Doch die Zeit des „eisernen Dildo“ lief relativ schnell ab, erst Ende der Neunziger fand das Pärchen wieder zusammen. Auf dem Bonner Museumsplatz präsentierte sich im Rahmen der „Heavy Rollers“-Tournee eine erwachsen gewordene Präzisionsgruppe, sehr anspruchsvoll, mit tollem Flow im Sound und dem Wissen um das eigene Ansehen. Natürlich enttäuschten sie ihr Publikum nicht, und die Gerontologen inmitten der weitgehend Ü-30jährigen erinnerten sich garantiert an das ausgetüftelte Songmaterial, das nichts von seiner leidenschaftlichen Güte verloren hatte. Gleichwohl spielte Steely Dan irgendwie konsequent an der Erwartungshaltung der meisten der etwa 3000 Köpfe vorbei, in dem sie mit hochwertigen, aber weniger bekannten Songs die Präsentation ihrer heiß geliebten Megahits umschifften. Nein: „Rikki Don't Loose That Number“ und „Do It Again“ waren nicht dabei, selbst die beiden Zugaben verweigerten sich den gewünschten Identifikationssongs. Steely Dan schafften es, den Schwebezustand zwischen Faszination und Langeweile über zwei Stunden ins positive Licht zu stellen. Und weil das ältere Publikum weniger Bewegungsdrang verspürt als jüngere Leute, fanden die Abhöraktionen in aller Ruhe ihre letztlich zufriedenen Abnehmer. Foto + Text: Klaus Hübner