Volksbühne Berlin
Wenn dein Freund schwer tätowiert ist, er sich die Gesichtshaut an mehreren Stellen mit Stahlstiften und –ringen durchbohrt hat und er zu dir sagt: „Mausi, heute bin ich mal mit den Jungs unterwegs.“, kann sich diese Ankündigungen auf zwei Zielstrukturen beziehen: er geht zum Fusseck gucken in eine Premiere Sportsbar oder er geht zu einem Konzert der oben genannten Bands. Beide rein männliche Veranstaltungen. Schon ein Blick auf’s Plakat macht klar: heute geht’s um schlechte Laune. Keine der drei Bands möchte einen Sonnenstrahl in die Herzen ihrer Zuhörer schicken. Auch wenn Christoph Clöser von Bohren aus der Finsternis beteuert: „Auch wir lieben den Frühling. Auch wir stellen frische Blumen auf’s Grab.“ Jesu, Bohren und Isis stehen in dieser Kombination für die drei Grundbedürfnisse des modernen Mannes: Religion, Philosophie und Technik. Justin Broadricks (Godflesh) Projekt Jesu schichtet sakrale Lärmwände übereinander und baut eine laute Kirche aus monotonem Schmerz. Bohren sind die Existenzialisten unter den Heavys, eine schwarze Negation der Idee Entertainment. Und schließlich Isis als die technisierte Auseinandersetzung mit den Schattenseiten des Menschseins.